KfT-Fortbildung - Elemente der Wesensprüfung in Theorie und Praxis
KfT-Fortbildung - Elemente der Wesensprüfung in Theorie und Praxis
Hallo AT-Freude,
zum Verhalten meines jetzt 4jährigen AT Joker bzgl. "Wehrtrieb/Schutztrieb" habe ich jetzt wieder etwas an einem Hundestrand an der Ostsee dazulernen können dem man wahrscheinlich auch mit einem Wesenstest, egal in welchem Alter, nicht auf die Spur gekommen wäre.
Wir waren schon einige Tage an diesem Strand an dem ca. 30-50 Hunde von Deutschen Doggen bis zum Yorkie, alle ohne Leine, miteinander herumtobten und spielten. Joker mittendrin und wenn sich einmal Hunde gegenseitig zu sehr anmachten versuchte er sogar sie zu trennen und sich dazwischen zu schieben. Alles lief hervorragend und mittendrin Kinder und Kleinstkinder die zwischen den Hunden herumstolperten wenn die Hunde auf der Jagd nach Bällen ins Wasser sprinteten.
Pause mußte natürlich auch mal gemacht werden, und so lag unser Joker direkt neben unseren Strandkorb als sich ein Mops dazwischen drängeln wollte was Joker wohl nicht passte da er hier seinen von ihm zu schützenden Bereich sah. Das hatte der Mops im Gegensatz zu anderen Rüden wohl nicht kapiert, ob der hier nun sein Bein am Strandkorb heben wollte oder sich zu sehr für Jokers Ball interessierte, habe ich nicht mitbekommen. Wenigstens hatte Joker ihn Ruckzuck im Genick gepackt und sich dabei wohl irgendwie in dessen Brustgeschirr mit einem Zahn verheddert und jetzt begann er ernst zu machen und versuchte den Mops "totzuschütteln".
Niemals hätte ich so etwas von ihm angenommen da er gerade kleineren Hunden gegenüber immmer sehr tolerant war und sie höchstens angepinkelt hatte.
Ich hatte direkt Mühe Joker von dem Hund zu trennen indem ich ihm seitlich, hinten noch mit zwei Fingern ins Maul fassen konnte und seine Zunge herunterdrückte bis er den Mops losliess.
Hier bei kam mir noch ein Nachbar zu Hilfe der eine Flasche Wasser über die Hunde goss.
Obwohl man äußerlich nichts am Mops sehen konnte wurde er vorsichthalber zum Tierarzt gebracht der dann auch drei tiefere Löcher im Fell entdeckte, das vierte Loch von den Fangzähnen hatte wohl das Brustgeschirr verhindert, denn der TA vermutete der andere Hund hätte wohl nur noch drei Zähne gehabt.
Für Joker war danach die Welt wieder in Ordnung und er hatte absolut kein Schuldbewußtsein und hat weiter, auch in den nächsten Tagen, ohne jegliche Vorfälle mit den anderen Hunden herumgetobt und sich mit allen Hunden, einschließlich eines anderen Mopses, vertragen.
Ich habe ihn natürlich in dieser Zeit immer recht aufmerksam beobachtet ob sich evtl. ein ähnlicher Vorfall anbahnen würde, aber keine Anzeichen dafür gefunden.
Wurde der Vorfall nun durch den Wehrtrieb, den Schutztrieb oder das verheddern im Brustgeschirr des anderen Hundes aus einer Panikreaktion heraus ausgelöst oder was soll ich davon halten?
Ist Joker jetzt ein "scharfer" Hund geworden?
Wenigstens kann ich jetzt nicht mehr mit gutem Gewissen sagen mein Hund wehrt sich größeren Hunden gegenüber nur wenn er ernsthaft angegriffen wird und tut kleineren Hunden noch nicht einmal dabei etwas außer dass er sie anpinkelt.
Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker
[Dieser Beitrag wurde am 24.08.2007 - 18:40 von lutz aktualisiert]
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.
A.R. Gurney
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Hallo Lutz,
ich denke, wir können nicht alles sehen, was die Hunde sich "sagen", im kleinen Detail.
Wir Menschen denken dann an Missverständnisse, während der andere Hund sich vielleicht doch "unbotmäßig" verhielt. Die kleinen Regungen, feinen Töne und Bewegungen können wir oft einfach nicht erkennen.
So ging es auch mit einer Schäferhund-Freundin von Wijnta, die ein Jahr älter ist. Im letzten Jahr spielten sie nicht mehr so sehr wie die Jahre zuvor, begrüßten sich aber immer sehr freundlich und gingen miteinander die Welt erschnüffeln.
Eines abends plötzlich fand Wijnta, dass sie ihr die Meinung sagen müsste. Die Schäferhündin war an diesem Abend aufmerksam und hoch aufgerichtet auf sie zugekommen, weiter nichts.
Wijnta fand das wohl unmöglich, und ohne Umschweife ging sie zur Sache.
Verletzungen gabs Gottseidank keine und seither ist auch mit den beiden alles wieder in Ordnung.
Die beiden Männer wunderten sich. Was jetzt? Nach 4 Jahren kriegen die sich in die Wolle? Warum denn?
Es muss die Körperhaltung der anderen Hündin gewesen sein, anders können wir es uns nicht vorstellen, die Schäferhündin machte sich "zu groß".
Wer weiß, was der Mops Joker "mitgeteilt" hat, was Du nicht gesehen hast.
Dass er jetzt aggressiv ist, würde ich nicht denken.
Aber eben, ich meine solche Sachen kann man nicht testen, genauso wenig, ob mein Hund mich im wirklichen Ernstfall verteidigen würde.
Viele Grüße
Uschi
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Hey Lutz,
ein Wesenstest ist eine Momentaufnahme und natürlich keine Garantie ,dass dein Hund sich immer vorbildlich aufführt,aber das weißt du ja selber.
Ich erwarte von einem Wesenstest lediglich ,dass er mir zeigt ,wie mein Hund sich ,in einer für ihn unbekannter Situation(bei unbekannten Gegenständen, in Bedrängnis unter vielen Menschen,bei Lärm, unter Stress etc), verhält.
Das hat mit der WT in Nürnberg gezeigt oder besser nochmal verdeutlicht, da ich meine Janka eigentlich so eingeschätzt hatte.
Er soll aber auch , wenn er flächendeckend durchgeführt werden würde ,eine Bestandsaufnahme der Rasse sein. Quo vadis AT? Entspricht die Mehrheit der AT´s noch dem von dir so gern entworfenen Bild vom Jack of all trades ,master of none.
Geht die Mehrheit noch neugierig auf unbekannte Gegenstände ,die krachmachen, flattern... usw zu, sind sie noch schussneutral,ertragen sie noch Menschen die auf sie zu laufen oder bleiben sie zitternd stehen. Die Mehrheit nicht deiner oder meine.Sind es noch Gebrauchshunde oder mehr Familienhunde...?
Ein WT soll auch eine Überprüfung der Rasse sein, entspricht sie noch annähernd dem Ideal, das wir von ihr haben, oder muss man mittels Zucht korrigieren...,liegt der Schwerpunkt zur Zeit mehr auf Exterieur oder ist es ausgewogen...
Ich denke Zucht muss auch auf den Prüfstand.
Ich brauche Daten um die Zuchtziele oder besser die Zuchtergebnisse überprüfen zu können und das dürfen keine Larifaritests sein.Deshalb bin ich für einen einheitlichen, strengen, ernst zu nehmenden WT.
Dazu müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Eine Form des WT haben wir kennen gelernt, sie als "Grundgerüst" zu nehmen wäre doch nicht schlecht.
liebe Grüsse Regine
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Hi Regine,
Du hast m.E. völlig recht. So ein - wie von Dir eingeforderter - "flächendeckender" Wesentest wäre eine hervorragende Bestandsaufnahme, wo der AT wesensmäßig momentan steht.
"Flächendeckende Test's" einzufordern kann aber schnell zu einer mühsamen Sache werden - ich denke, ein wenig kann ich da aus Erfahrung sprechen - und so finde ich Martins Idee gar nicht schlecht, erst einmal im "Kleinen" mit einigen Interessierten zu starten. Das ist doch wenigstens ein Anfang.
Silke mit Jule und Tom
[Dieser Beitrag wurde am 24.08.2007 - 22:24 von sijuto aktualisiert]

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Hey Silke,
ich denke du hast recht. Es ist besser klein anzufangen und dann groß rauszukommen,als etwas im Sande verlaufenzulassen.Mein (persönliches) Ziel ist aber weiterhin der flächendeckende WT.
Ich hoffe, dass durch Martin´s Engagement und eine breite Unterstützung der WT als ein Muss etabliert wird und nicht als Eintagsfliege untergeht.
Es wäre Schade um diese Chance.
Liebe Grüsse Regine
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Ein Wesenstest macht nur dann wirklich Sinn wenn er den größten Teil der Population in der Rasse erfaßt.
Das ist selbstverständlich auch mein Ziel. Nur habe ich es satt wenn überwiegend nur darüber geredet wird und Fortschritt in Sachen Airedale immer wieder von einigen Betonköppen verhindert wird oder schlicht an der Vereinsstruktur eines "Sammelvereins" scheitert.
Ich sage in diesem Zusammenhang nochmal das es beim PRTC einen sehr guten Test gibt, der auch erst verwirklicht werden konnte, nachdem man sich vom KfT getrennt hat.
Da ich die Hoffnung habe, daß man diesen Fortschritt auf freiwilliger Basis mit einer vom KfT unabhängigen IG erreichen kann, wobei man das eigentlich Zucht- und Schauwesen aber beim KfT beläßt, will ich meinen Teil tun dies zu fördern. So lange die IG keine Ahnentafeln ausstellt oder Zuchtschauen abhält, kann eigentlich weder der VDH noch der KfT viel dagegen sagen, was der Hundeführer mit seinem Hund für Aktivitäten unternimmt, auch nicht wenn er danach eine Urkunde erhält und in einer Datenbank der IG geführt wird.
Es liegt dann an der IG und den der IG angeschlossen Züchtern, dem Welpenbesitzer die Vorteile eines Hundes mit "Auszeichnung der IG" deutlich zu machen.
Welpenbesitzer, die dann diese Anforderunge der IG für belanglos halten soll in meinen Augen ihre Welpen auch gerne von anderen Züchtern bekommen, die das ebenfalls für belanglos halten.
Ich glaube aber, daß dem durchschnittlichen Welpeneninteressent, der eventuel noch Interesse an Sport, Rettungshundearbeit oder Jagd zeigt, die Bedeutung eines komplexen Wesenstest in dem verschiedenen Umweltreize und einer physischen Überprüfung des Hundes abgefragt werden, sehr wohl klar zu machen sind und die Bedeutung von "V1" oder "SG" daneben so nebensächlich werden, wie sie eigentlich auch sind.
Zum geplanten Wesenstest und zu meinen Vorstellungen (die alle selbsverständlich diskutierbar sind):
Wer einen Junghund im Alter zwischen 7 und 16 Monaten hat und Interesse an dem Test hat kann sich gerne bei mir melden. Es wäre schön wenn wir zwischen 12 und 18 Hunden hätten.
Der Test selbst sollte zwischen 20 und 30 Minuten dauern und aus drei Teilen besten. Einer ersten Überprüfung von wesensbildenen Anlagen und Verhalten, einer dem jeweiligen Alter des Hundes angepaßten pysischen Belastung wo Ausdauer und Motorik im Vordergrund steht(z. B. Radfahren, Hindernisse, Wasser, Dornensträucher) und einer abschließenden Überprüfung von wesensbildenen Anlagen und Verhalten. Jeder dieser Teile wird ca. 10 Minuten dauern, vielleicht der eine etwas mehr und der andere etwas weniger, aber das ist mal die Richtung.
Es wird KEINE Schutzdienst ähnliche Überprüfung geben!
Es wird KEINE eindeutige Angriffs oder Verteidigungssituation geben!
Das ist das einzige wo ich meinen Veto einlegen würde, bzw. austeigen müßte.
Situation, die der Hund als bedrohlich empfinden kann bzw. darf, aber nicht zwangsläufig bedrohlich empfinden muß, kann es eventuell geben. Die Überprüfung der Reizschwelle und nicht so sehr die des Wehrtriebes sollte hier im Vordergrund stehen.
Die Richter sind (nach meinem Verständnis) absolut unabhängig. D. h. sie können immer in den Test eingreifen, ihn abwandeln und Bestandteile für einzelne Hunde ausnehmen oder für andere die Prüfung noch mal etwas intensiver gestalten. Damit solle zum einem dem unterschiedlichen Entwicklungststand der Hunde Rechnung getragen werden, aber auch den Richtern die Möglichkeit zur Beurteilung von offensichtlich stark vorbereiteten Hunden gegeben werden.
Dem Hundeführer ist immer VORHER zu erklären was abgeprüft wird und der HF kann selbstverständlich Teile ablehen (was jedoch dazu führen kann, daß ein Hund nicht beurteilbar ist).
Die Richter entscheiden im Falle eines Nichtbestehen darüber, ob der Hund nur zurückgestellt wird oder abschließend nicht bestanden hat. Die Bewertung sollte in einem an die Körmessziffern angelehnten System erfolgen wie es auch der DMC nutzt.
Als Wesensrichter würde ich gerne ein Team aus zwei oder drei kompetenten Person zusammenführen, mit denen ich den Testablauf nach einer allgemeinen Abstimmung des Testes unter den Beteiligten im Detail abstimmen und verfeinern kann.
Ich selbst möchte NICHT als Wesensrichter fungieren, sondern werde die Organisation übernehmen.
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Klasse Martin!
Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Wenn die IG gegründet wird, werde ich dabei sein - jedenfalls so weit es für mich persönlich machbar (Zeit, Entfernungen etc.) ist.
Ich wünsche uns und unserer Rasse, daß sich möglichst viele Hundehalter und Züchter angesprochen fühlen und mitziehen werden!
LG Susan
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Hi Martin,
dazu kann man ausser prima, und gut durchdacht nicht mehr viel sagen. Meine Unterstützung hast du.
Liebe Grüsse Regine
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Hi,
wenn wir es dann noch schaffen (wollen) unabhängige Richter z.B. vom DMC einzuladen wäre der Test ein vielfaches wert.
Gruß Klaus
Schön ist was dem Gebrauch dient.
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Prima, Martin
Uschi