8. Oktober 2014, die Dhani hat uns verlassen
Als ich gestern Nacht um 1 Uhr runter ging, um zu schauen, ob ich nicht alles geträumt habe, obwohl ich eigentlich noch gar nicht geschlafen hatte, saß ich lange in der Küche und habe überlegt, ob ich noch schreibe, was passiert ist und wie.
Oder einfach einen Eintrag in der Regenbogenbrücke und gut ist.
Eure Tagebücher und Ihr hier, habt mir aber, als ich mit meiner Unsicherheit und Angst im Rucksack über googel und die Seniorentagebücher eintrudelte, geholfen, unterstützt, aufgebaut, so daß vielleicht auch Dhani´s Tagebuch jemand anderem etwas helfen kann.
Wenn es etwas durcheinander wird, zerzeiht es mir bitte, ich stehe immer noch halb unter Schock und weinend neben mir.
Unser Tag fing wie immer an. Wir tuckerten unsere Gassi Runden und sie hat prima gefressen. Aufgrund des blöden Wetters mit Regen, verschob ich unsere große Gassirunde auf abends.
Also ab ins Auto und raus, keinen Kilometer von uns entfernt angehalten und raus. Die Sonne kam heraus und wir suchten uns ein gutes, festes Stoppelfeld aus. Dhani liebte sie ja von ihrer früheren Jagdarbeit.
Sie fand sich auch prima zu recht, hatte etwas Angst, da sie ja nicht´s sehen konnte, aber bis auf 2 Mal orientierte sie sich toll an mir und meinen Zurufen. Es war herrlich, das Feld ging abwärts, links Wald und die Sonne. Dhani freute sich und trabte, galoppierte sogar einige Stücke. Ich dachte noch, was für ein traumhafter, blauer, Abend.
Nach der Hälfte wollte ich eigentlich umdrehen, daß war ein XXL Maisfeld, wie es sie nur noch gibt, da hier 2 Biogasanlagen im Dorf sind. Doch Dhani hatte so viel Spaß und Freude, war munter, wollte weiter. Okay...also weiter.
Plötzlich schoß kurz vor dem Ende des Feldes ein Hase hoch. Dhani probierte in ihrem Hasengalopp 3, 4 Sprünge hinter her zu kommen doch ich pfiff schon ein "Steh" in die Trillerpfeife. Sie stand, wie angewurzelt. Ich wollte gerade "brav" rufen, als es mir im Halse stecken bliev vor Schreck. Dhani war einfach aus dem Stand ins Platz zusammengebrochen.
Sie war genauso entsetzt wie ich, probierte gar nicht wie sonst hoch zu kommen. Ich rannte zu ihr, probierte ihr hoch zu helfen, doch sie kam nicht in den Stand. Der Po sackte immer wieder zusammen. Irgendwann wollte sie dann mit den Vorderbeinen weiter laufen und schliff den Po über den Boden. Mir zerriß es das Herz und ich hinderte sie daran.
Ich suchte nach meinem Handy, keins dabei.
Schaute mich um, aber weit und breit kein Weg und keine Maisfahrer. Ich hockte mich neben Dhani, wartete, streichelte, in der Hoffnung, wenn ihr Adrenalin vom Hasen vielleicht raus ist, daß es dann klappt.
Neuer Versuch los zu gehen. Dhani konnte nicht mehr stehen. Ich hatte keine Jacke an, unter meinem Pulli nur ein T-Shirt. Mit Grippe den ausziehen und um die Hinterhand als Trage, fand ich keine gute Idee.
Also nahm ich die Dhani auf den Arm und trug sie so vor mich her. Sie wehrte sich nicht mal wie sonst, zickte oder zappelte. Sie war einfach in meinen Armen. Zwischen drinnen mußte ich sie einfach immer mal wieder absetzen, ich konnte nicht mehr. Das Feld, die Zeit, es erschien mir alles so endlos. Und mit jedem Schritt mehr wußte ich, daß das unser Abschied wird.
Ich legte sie einfach auf der Beifahrerseite ins Auto. Zu Hause angekommen, keimte in mir die kleine Hoffnung auf, daß es vielleicht am Boden lag auf dem Feld. So wie hier im Haus die Fliesen. Doch sie konnte weder draußen stehen noch laufen, wie auch hier drinnen auf ihrem Teppich nicht. Ich trug sie ins Wohnzimmer, legte sie auf ihrer Decke ab und dort blieb sie auch so.
Wasser was ich ihr anbot, wollte sie nicht. Also suchte ich das Telefon und rief beim Tierarzt an. Dort wollte man mich abwimmeln, weil Mittwoch war, Sprechstunde nur bis 17 Uhr und ich erst um 18.30 Uhr anrief. Mir platzte da dann der Geduldsfaden, obwohl der immer mehr als lang ist und sagte, es wäre abgesprochen, daß jemand zu mir nach Hause kommt, nannte auch den Namen. Sie wollte zurück rufen.
In der Zeit informierte ich das Herrchen, der noch arbeitete und meine beste Freundin. Ich weiß gar nicht mehr, was und wie es weiter ging, der Anruf kam, ich saß die ganze Zeit bei Dhani und war vollkommen neben mir.
Weitere 30 Minuten warteten Dhani und ich auf den Tiearzt. Die Katzen versammelten sich um uns, legten sich dazu, was sonst gar nicht ihre Art ist.
Als ein Auto kam, war ich geschockt. Den Tierarzt kannte ich nicht. Keiner der beiden aus der Praxis. Ich erzählte ihm, wie das letzte halbe Jahr mit der Hinterhand und dem rapiden Abbau aussah, was wir untersucht und probiert hatten. Derweil war Dhani hoch erfreut über Besuch und probierte aufzustehen. Keine Chance. Sie kam nur mit dem Brustkorb hoch. Der Tierarzt untersuchte sie noch kurz, keine Reaktion mehr, keine Nervenreaktionen, nichts.
Obwohl ich alles gesehen und miterlebt habe, ich war einfach nur geschockt, ich begriff das alles noch gar nicht. Es war als wenn ich aus weiter Ferne alles miterleben würde. Ich setzte mich wieder auf den Fußboden zu Dhani und hielt sie in meinen Armen bis sie friedlich eingeschlafen war.
Das Herrchen kam erst später dazu. Wir haben sie gestern abend unter dem Wohnzimmerfenster beerdigt. So kann sie auf ihre geliebten Weiden schauen und das Hasentreiben in den frühen Morgenstunden beobachten. Ich werde noch einen Schmetterlingsbusch die Tage drauf pflanzen.
Im Moment sitze ich hier, die Tränen laufen und dennoch ist es weit weg. Ich stehe immer noch neben mir, habe heute morgen ihre Leberwurstsuppe gemacht und mich im Stall 5 x umgedreht und sie gesucht. Dhani war mein Familienersatz, die ich schon lange nicht mehr hatte. Uns gab es fast 24 Stunden seit 11 1/2 Jahren im Doppelpack. Länger als ich mit meinem Mann zusammen bin. Es gab verschiedene Lebensabschnitte, Umzüge und Umstände, die wir zusammen gemeistert haben. Mit dem fröhlichen Wirbelwind und Sonnenschein an meiner Seite wurde es ja auch nie langweilig. Sie schloß fast jeden offen und immer herzlich in ihr großes Terrierherz, so daß ich noch nicht die geringste Ahnung habe, wie ich die nächste Zeit ohne sie überstehen soll.
Nehmt es mir bitte nicht übel, ich werde mich hier erst einmal zurück ziehen. Ich brauche eine Weile für mich.
Noch einmal an Alle ein riesen, herzliches Dankeschön für die vielen, Tips, Ideen oder nur das Zuhören.
LGr. Eure Conny