Schußfestigkeit

rb_lutz
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Schußfestigkeit

Beitrag von rb_lutz » Mi 10. Dez 2008, 01:03


Hallo Michele,


was verstehst du denn unter isoliert aufwachsenden Hunden?

Ist dieses nicht eine überholte Methode aus den Anfängen des vorigen Jahrhunderts?


Dieses sollte es doch eigentlich schon lange nicht mehr geben (Kaspar Hauser Syndrom), da in der wichtigen Prägephase der Welpen doch möglichst viele soziale Kontakte gegenüber Mensch und Tier genüpft werden sollten, sowie die Welpen in dieser Zeit von der 7.-12. (16. je nach Rasse) Woche auch mit ihrer zukünftigen Umwelt und deren Reizen vertraut gemacht werden sollten.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen das alle Dinge mit denen ich Joker in dieser Zeit vertraut gemacht habe ihm nie mehr Probleme bereitet haben, und das was er schon in der Prägephase gelernt hat auch heute noch sicher sitzt und funktioniert.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 10.12.2008 - 17:12 von lutz aktualisiert]



Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,

was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

A.R. Gurney

rb_lutz
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Schußfestigkeit

Beitrag von rb_lutz » Mi 10. Dez 2008, 11:40


Hallo AT-Freunde,


die Themen Schussfestigket und Angst hatten wir schon einmal in dem Thread "Der Airedaleterrier Gebrauchshund oder nicht?" ziemlich ausführlich im Jahr 2006 behandelt.


Zu finden unter "Allgemeines" Seite 5 von Tine E. erster Titel, hier hatte die Userin Sabine J. eine ähnliche Ansicht wie Mad Dog vertreten nur dass diese noch weiter ging und dort auf Seite 4 im dritten Beitrag dieses o.a. Threads behauptete:


" Wo keine Angst ist, ist auch keine Schärfe"


was natürlich auch Fragen zu ihren Ausbildungsmethoden aufgeworfen hatte da ihr der Airedale nicht mehr "Naturscharf" genug war, und sie sich deswegen dem Deutschen Schäferhund zugewandt hatte.


Mit freundlichen Grüßen lutz mit Joker

[Dieser Beitrag wurde am 10.12.2008 - 10:47 von lutz aktualisiert]



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rb_Uschi
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Beitrag von rb_Uschi » Mi 10. Dez 2008, 13:53


Hallo,


natürlich kann die Schussangst auch erworben werden, so wie beim Hund eines Trainers auf unserem Platz, der vorher schussfest war, aber dann von Jugenlichen einen Knaller zwischen die Beine geworfen bekam.


Die daraus folgende Knallangst wurde der Hund nie mehr los.


Unsere erste Hündin lief mal gegen einen Weidezaun, hinter dem sich ein Pferd befand. Pferde waren fortan die schlimmsten Tiere der Welt, obwohl sie in ihrem weiteren Leben nur noch Pferden begegnete, die ihr nichts "taten".


Der Schreck und die Angst bei solchen Erlebnissen muss so groß und so einprägend sein, dass die Hunde das nie, nie mehr vergessen und nicht überwinden können. Ob diese "Unfähigkeit" auch genetisch bedingt ist, kann ich nicht sagen.


Ein Mensch kann sich sagen, ich muss jetzt in diese Fußgängerzone, damit ich meine Angst loswerde. Er kann sich das mit seinem Verstand begreiflich machen. Ein Hund kann das nicht.


Viele Grüße

Uschi

[Dieser Beitrag wurde am 10.12.2008 - 12:55 von Uschi aktualisiert]


rb_erwin
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Beitrag von rb_erwin » Mi 10. Dez 2008, 20:29


Hallo,


hab' da noch mal ne Frage an Maddog. Ich komme da nämlich nicht so ganz mit. Welcher Hund oder welches Verhalten ist da recht "normal" und welches nicht.


Danke

Erwin


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Beitrag von rb_MadDog » Mi 10. Dez 2008, 22:23


Ich habe schon in dem anderen Thread zwischen erworbener und genetisch vorgegebner Ängstlichkeit unterschieden und mache hier in dem Thread immer noch die gleichen Unterschiede


Ich habe nur geschrieben, dass es keines "Einschiessens" in der Wurfkiste bedarf und eine Begründung dafür geliefert. Und zwar die, dass isoliert aufgewachsene Hunde trotzdem "schussfest" sein können, wenn dies genetisch verankert ist.


Mir scheint hier jedoch eine ganz andere Frage im Raum zu stehen: Kann ich meinen Hund schussfest trainieren? Die Beantwortung steht in meinen letzten Postings



Das Genie lernt von allem und jedem,

der Wissende lernt vom Genie,

der Dumme weiss alles besser.

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Beitrag von rb_Freddy » Mi 10. Dez 2008, 22:38


Hallo Michèle,


die "ganz andere Frage scheint nicht nur so im Raum zu stehen".


Sie wurde zu Beginn des Threads:

Wann gilt ein Hund als schußfest?

Bezieht sich das "nur" auf die Überprüfung der Reaktion des Hundes während einem Schuss auf dem HuPla im Rahmen einer Prüfung?

Inwieweit kann dies trainiert werden...? (...obwohl der Hund z.B. auf andere Geräusche oder Einflüsse schreckhaft reagieren würde?)


...von Barbara konkret gestellt.



LG

Freddy mit Felix



Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk,

das nicht minder bindende moralische

Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft

eines Menschen.

(Konrad Lorenz)

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Beitrag von rb_MadDog » Do 11. Dez 2008, 00:12


Ich hab die Antwort doch vorher schon geschrieben?


Ich kann hier keine Anleitung für das Training von "schussfesten" Hunden geben und zwar aus einem ganz simplen Grund. Einem genetisch vorbelastetem Hund kann man keine Bewältigungsstrategie angedeihen lassen, die das ängstliche Verhalten dauerhaft herabsetzt oder ausschaltet.


Bei "erlernter" Schussscheuheit kann man trainieren. Das bedarf jedoch eines Konzeptes, das auf den jeweiligen Hund zugeschnitten ist. Bei traumatisierten Hunden muss man das Ereignis, das zur Traumatisierung führte, in seine Einzelteile zerlegen um diese systematisch zu trainieren und sie nach und nach zu einer Einheit zusammenfügen. Bei einem genetisch vorbelasteten Hund funktioniert sowas logischerweise nicht, weil es kein Ereignis gibt. Man kann einen traumatisierten Hund auch durch Zwangseinwirkungen und anschliessende Bestätigung bei neutralem bzw. entspannterem Verhalten "kurieren".


Bei Hunden, die genetisch vorbelastet sind, ist es komplizierter und lässt sich nicht für alle Situationen gleichermassen beheben. Soll heissen, dass ich eine "Gelassenheit" bzw. eine Kanalisation in ein anderes Verhalten nur ganz bestimmten Situationen zuordnen kann. Durch diese Ritualisierung erfährt der Hund Sicherheit. Diese Sicherheit ist jedoch reine Makkulatur und wird von erfahrenen Leuten in Überprüfungen sofort gesehen. Zudem ist das ganze für den Hund extremer, negativer Stress. Diesen kann man nur durch unendlich viele Wiederholungen minimal nach unten regulieren. Ob das für den Hund wirklich das Optimum ist, soll jeder für sich entscheiden. Ich lehne eine solche Manipulation ab, weil ich in ihr keinen tieferen Sinn entdecken kann.


Das Kaspar-Hauser-Syndrom wird auch Hospitalismus genannt, ist allerdings die schwerste Form. Interessant ist daran, dass einige Betroffene anschliessend einen immensen Wissensdurst haben. Es ist so als würde man Wissen unendlich lange in einen riesigen Trichter schütten. Unten ist jedoch ein Schwamm, der nur eine begrenzte Saugkapazität hat. Wird diese überschritten ist es sehr schwierig oder unmöglich weiteres Wissen zu vermitteln. Lässt sich eindrucksvoll in diversen Schilderungen über Kaspar Hauser nachlesen. Dieses Verhalten taucht jedoch nur bei Lebewesen auf, die ab Kleinkindalter isoliert werden.


Auf Hunde bezogen bedeutet das, dass man ihnen über einen längeren Zeitraum vieles beibringen kann. Spezielle Leistungen werden jedoch später nicht mehr vollbracht und der Hund besinnt sich auf eine Basis, die für ihn wesentliche Bestandteile enthält.


Früher wurden Hunde eher isoliert bis zu ihrem ersten Lebensjahr gehalten. Ich denke, dass man die von mir geschilderten Erfahrungen daher häufiger machte. Da die Hunde jedoch für einen längerfristigen "Gebrauch" gedacht waren, ging man von dieser Haltungsform nicht gänzlich ab, aber man verbesserte sie. Heisst, die Zwingerhaltung wurde nicht komplett abgeschafft sondern man schaffte Voraussetzungen, die den gewünschen längerfristigen "Gebrauch" unterstützten.


Aber selbst Hunde, die von Welpenbeinen an isoliert gehalten wurden, sind schussfest, wenn es genetisch vorgegeben ist. Man muss rein gar nichts dafür tun. Solche Hunde bewegen sich auch sonst in unserer lärmenden Welt unbefangen. Es entstehen bei ihnen eher Probleme in der Interaktion mit Menschen und teilweise auch mit Artgenossen. Da diese Hunde aber das von mir beschriebene "Grundgerüst" haben, können sie sich mit neuen Situationen besser arrangieren als Artgenossen, die genetisch vorbelastet sind.



Das Genie lernt von allem und jedem,

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Schußfestigkeit

Beitrag von rb_StefanK » Do 11. Dez 2008, 10:28


Hallo Leutz!


Darf ich mich mal kurz einklinken?

Mein Vater und mein Großvater haben vor ca. 60 jahren AT gezüchtet. Für Interessenten Zwinger "Von der Rosenstadt". Mein Großvater war Veterinär im Zweibrücker Schlachthof und dessen Direktor. Als nach dem II. Weltkrieg die Hunde zwangsrekrutiert werden sollten durch die Franzosen, haben mein Großvater den AT´s Knallfrösche an die Rute gebunden. Da wars Aus mit der Schußfestigkeit. Die Franzosen hatte kein Interesse mehr an den Hunden. Später, wie die Kanadier und Amerikaner auf dem Flugplatz waren, haben sie die AT´s mit Vorliebe genommen. Die waren ja auch wieder "Schußfest". Mein Vater hat mit Bosco und Gitta verschieden Championtitel geholt.

Mein Benny zeigt schon eine Gelassenheit gegenüber plötzliche laute Geräuschquellen. Da lasse ich auch mal eine mit M8´er Muttern und Schrauben gefüllte Blechdose fallen, oder ein Schneidebrettchen. Den Benny interessierts nicht. Gelassen wie immer geht er seinem Lieblingstagewerk hinterher: Kartons mit Leckerlies gefüllt zerpflücken...


Gruß, Stefan



Der Wille ist wie ein Leuchturm in der Nacht, er weist uns den Weg in der Nacht, vorausgesetzt, er ist eingeschaltet. Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken der

Wahrheit!

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Schußfestigkeit

Beitrag von rb_sijuto » Do 11. Dez 2008, 11:39


Hi Stefan,

die Geschichte mit den Knallfröschen an der Rute finde ich echt clever.


In meiner Kft-Ortsgruppe gibt eine ältere Dame, die mir anfangs mal erzählte, sie hätte insgesamt in ihrem Leben schon 8 Airedales (hintereinander) besessen. Der 3. sei im "Krieg gefallen" - mir ist ganz anders geworden, als mir bewusst wurde, dass da damals ja tatsächlich auch die Familienhunde einfach so "eingezogen" wurden - und wohl nicht allzu viele wieder zurückkamen ...


Das hat Dein Großvater jedenfalls intelligent vermieden - außerdem ein schönes Beispiel, dass erlernte Schussangst auch wieder verlernt werden kann!


Liebe Grüße

Silke

mit Jule und Tom

[Dieser Beitrag wurde am 11.12.2008 - 10:46 von sijuto aktualisiert]



BildLämmelein Jule und der moZ TomBild

rb_Freddy
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Schußfestigkeit

Beitrag von rb_Freddy » Do 11. Dez 2008, 12:23


Hallo zusammen,


während ich hier vor dem Rechner sitze, ist Felix freiwillig in den Nachbarraum gegangen und hat sich(entspannt auf den Rücken) vor die Box gelegt, aus der Silvesterlärm und Gewitterdonner zur Desensibilisierung tönt, um ein kleines Nickerchen zu halten.......

Ich denke zurück an die Zeit, wo er schon bei der halben Lautstärke Unbehagen gezeigt hat.


LG

Freddy

[Dieser Beitrag wurde am 11.12.2008 - 11:24 von Freddy aktualisiert]



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