Unerwünschtes Jagdverhalten

rb_Freddy
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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Freddy » Mi 9. Jul 2008, 18:39


Hallo zusammen,


ich wollte hier noch mal,das für viele AT Besitzer brisante Thema: „Unerwünschtes Jagdverhalten“ diskutieren.


Mich würden eure Methoden, Tipps und Tricks (kann man in dem Bereich wohl davon nie genug haben) interessieren .


Vor einiger Zeit in einem anderen Thread habe ich kurz meine damalige Methode zur Unterbrechung des unerwünschten Jagdverhalten vorgestellt:


1.) wenn ich das Wild vor ihm sehe : mit "Hier

herbeirufen.(Erfolgsquote 98%)


2.) er hat die heiße Fährte, will jagen, und springt vom Weg weg: Gut dann soll er Jagen. Aber das was ich will. Ich rufe laut "Achtung" als Aufmerksamkeitssignal, er schaut zu mir, und ich werfe, eine Beute (Frisbee,Ball,Tannenzapfen..)von mir weg in eine andere Richtung. Er dreht ab und "erjagt" die erwünschte Beute und bringt sie zu mir. Erfolgsquote z.Z. ca 95%)..und für Ihn ein Erfolgserlebniss . (Für mich natürlich auch)

Er muß natürlich gleich auf den ersten paar Metern abgerufen werden, wenn nicht folgt Schritt 3


3.) wenn 1+2 nicht den Erfolg gebracht haben. Die während Schritt 2(es geht ja oft alles sehr schnell)hervorgezogene Pfeife( als Supersignal mit Matjeshering konditioniert) kommt zum Einsatz.(Erfolgsquote nochmal 95%)Bisher hat er immer spätestens nach 100m bis 300m (was mir natürlich noch zuviel ist) die Kurve gekratzt und ist zurückgekommen.



Mittlerweile gab es Nachbesserungsbedarf. Der Jagdtrieb von Felix, der immer noch stärker wurde, war immer schwerer zu beherrschen. Fast jeden Tag gab es, manchmal sogar mehrfach, Wildkontakt. Die „Ersatzjagden „ und die Futterbelohnung konnten der Konkurrenz einer wilden Hasenjagd nichts Gleichwertiges entgegensetzen.


Gerade Stufe 2 hat an Wirksamkeit verloren, mehrfach hatte er die Frisbee gefangen und dann in seiner Nähe sprang Wild auf. Da hatte ich dann kein Motivationsobjekt (MO) mehr und er jagte mit Frisbee in der Schnauze dem Wild nach.

Da kam mir der „Felldummy“, eine Beißwurst verpackt in einem echten Kaninchenfell gerade recht. Ich habe, als für ihn unverwechselbares, lautes und schnell einzusetzendes Signal den Kriegsschrei der Sioux „ ui ui ui ui ui ui ui“ gewählt.

Ich hab bei den ersten Versuchen so getan als hätte ich neben dem Weg etwas Herrliches gefunden. Dann hab ich blitzschnell den „Felldummy“, an der Hundeleine angeklickt, vor ihm hergezogen wie ein flüchtendes Kaninchen. Dieses habe ich 2-3 Mal am Tag in anfangs, in ablenkungsarmer Umgebung, wiederholt. Felix wurde von Mal zu Mal wilder und kam schon beim ersten „ui ui ui“ angerannt.

Gestern hatte ich, mal wieder in Gedanken, einen Ball in den Wald geworfen und ca. 30 m von mir entfernt sprang ein Reh, dass dort die ganze Zeit gesessen hatte auf. Die Entfernung zu Felix war vielleicht 8 m, da gab es für ihn natürlich kein Halten mehr. Bei dieser Konstellation half bisher kein Rufen und Pfeifen (bis man pfeift ist er sch 50 m weiter weg) mehr. Ich habe dann meinen Schlachtruf ausgestoßen und war dann doch überrascht von der Super Wirkung. Felix der schon fast am Reh dran war, drehte ab und kam zu mir.


Bei der Konditionierung dieses Supersignals (Superschlachtruf) muss man darauf achten das keine Verhaltenskette, gebildet wird. Also in immer unterschiedlichen Situationen verwenden damit der Hund lernt : -Superschlachtruf -es gib ne tolle Jagd bei Herrchen, also nichts wie hin. Der Superschlachtruf darf keine Belohnung für ein bestimmtes Verhalten sein.


Es gibt noch viele andere Methoden ( z.B. Meideverhalten - vor Stufe1) die Jagdleidenschaft unserer Terrier zu kanalisieren. Vielleicht hilft dem Einen oder Anderen der "Superschlachtruf" ja weiter. An die Mitleidigen Blicke von Passanten muß man sich dann aber gewöhnen.


Wer verwendet welche Methoden, mit welchem Erfolg?


LG

Freddy und Felix


PS:Ich sehe momentan, mit dem Kaninchenfelldummy in Lebensgröße aus, wie ein Wilderer der mit Hund und Jagdbeute unterwegs nach Hause ist.


PPS: Für den "Kriegsschrei" ist ein Jodeldiplom sehr hilfreich.

[Dieser Beitrag wurde am 09.07.2008 - 22:35 von freddy aktualisiert]



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rb_Uschi
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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Uschi » Mi 9. Jul 2008, 21:50

freddy hat geschrieben:Wer verwendet welche Methoden, mit welchem Erfolg?

Hallo Freddy,


ich habe alle verwendet mit keinerlei Erfolg.


Mein Jodeldiplom habe ich mit "sehr gut" abgeschlossen. Eine dicke Haut gegen zweifelnde Passantenblicke habe ich mir auch wachsen lassen.



Anfangs fand Wijnta alles supertoll, vor allem das Katzenfutter nach dem Schlachtruf, den sie ganz sicher nicht mit Wild in Verbindung bringt, dafür habe ich gesorgt. Auch wenn ich auf den Knien liegend im Schnee unter entzückten Schreien Mauselöcher ausbuddelte, Wiener Würstchen an den unmöglichsten Stellen fand usw.und so fort. Anfangs war alles klasse.


Aber gegen den Kick beim Jagen kommt inzwischen nichts mehr bei ihr an.


Wobei Wijnta keine Spur und keine Sicht braucht, sie läuft einfach mal los "Schau mer mal, wer sucht der findet".


Ball spielen auf freiem Feld oder gar im Wald haben wir sehr bald aufgegeben. Es war, als käme sie dadurch erst recht in Jagdstimmung. Weil sie dann grad so schön im Rennen war, rannte sie halt gleich weiter, und weiter, und weiter und wurde dabei natürlich irgendwann mal fündig. Das hat sie sich gut gemerkt.


All die schlauen Sachen, die ich gelesen und auch gemacht habe, die auch schlüssig klangen, sind leider nicht für meinen Hund geschrieben.



Viele Grüße

Uschi


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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Freddy » Mi 9. Jul 2008, 23:11


Hallo Uschi,


ja es gibt sie sicher:die Antijagdtrainingresistenten AT.


Zitat Uschi:

....vor allem das Katzenfutter nach dem Schlachtruf,....



Mit Futter(Matjes) sind wir ja inzwischen auch an unsere Grenzen gestoßen. Deshalb ja auch die "Ersatzjagd" auf die Kaninchenattrappe. So bleibt er in Bewegung- sprich:in Jagdlaune. Also keine Ende der schönen Jagd sondern Fortführung bei Cheffe.

Bisher klapp´s gut, schaun mer mal.


LG

Freddy und Felix


PS: Mit Katzenfutter könnte ich Felix nicht mal hinterm Ofen herlocken.


PPS: Als "Ersatzjagd" muß man den Hunden schon was "Erstklassiges"(vielleicht Critter mit Reizangel??) bieten. Kreativität ist gefordert.


PPPS: Der ausgeprägte Jagdtrieb hat aber auch Vorteile: Die Hunde sind zumindest keine Schlaftabletten.



Edit: Wobei sich für mich aus der Ferne das: "Wobei Wijnta keine Spur und keine Sicht braucht, sie läuft einfach mal los "Schau mer mal, wer sucht der findet"",

sich doch nach unbeabsichtigter Verhaltenskette anhört???

(Nach dem Muster: Laufen wir mal wild durch die Gegend dann wird Frauchen rufen und wenn ich dann komme gibt es eine Belohnung; das machen wir jetzt öfter....)

[Dieser Beitrag wurde am 10.07.2008 - 11:55 von freddy aktualisiert]



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rb_Muecke
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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Muecke » Mi 9. Jul 2008, 23:48


Hallo Freddy,


was bitte ist denn eine "Reizangel"...???

...ooooh, ich weiß: ein reizendes AT- Mädchen namens Angel


Sie war gerade läufig, das hätte jeden Rüden von den Rehen abgehalten...


Nein, im Ernst: Was ist eine Reizangel und wie beförderst Du diese auf Waldspaziergängen neben Futter, Kaninchenattrappen und anderem Equipment?!


Viele Grüße,

Mücke mit Angel


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Beitrag von rb_Freddy » Do 10. Jul 2008, 00:01


Hallo Mücke,

eine "Reizangel" hat nichts mit "Reizenden Engeln" zu tun, obwohl es für manche Hunde vieleicht doch so ist. Es ist einfach ein angelähnlicher (oder meinetwegen auch eine Angel) Stock an dem eine Schnur mit einem MO(z.B. Ball oder Felldummy ec.) befestigt ist. Damit kann man (fast) jeden Hund der einen Rest an Jagdtrieb hat bis zur Weißglut reizen(deshalb auch Reizangel).

Bei mir ist das die normale Leine plus Felldummy, da ich auch so schon bei unseren Unternehmungen ausreichend "behangen" bin.


LG

Freddy

PS:Gruß von Felix an Angel


PPS:Hier die Luxusvesion: http://www.hundeversand.de/action/spiel … langel.php



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Beitrag von rb_Uschi » Do 10. Jul 2008, 00:03

freddy hat geschrieben:sich doch nach unbeabsichtigter Verhaltenskette anhört???

(Nach dem Muster: Laufen wir mal wild durch die Gegend dann wird Frauchen rufen und wenn ich dann komme gibtes eine Belohnung; das machen wir jetzt öfter....)


Hallo Freddy,


nein, nein, denn nach wirklichem Fortlaufen gibts niemals eine Belohnung beim Zurückkommen.

Würde sie auf Ruf nach einigen Sprüngen zurückkommen, würde ich sie belohnen, natürlich, dann könnte ich Dir evtl. zustimmen, aber diese Gelegenheit gibt es nicht.


Geht sie auf Suche bzw. rennt sie auf Suche, kommt sie erst wieder, wenn sie mit dieser Arbeit fertig ist.

Das dauerte niemals sehr lange, denn verlieren wollte sie uns ja doch nicht.


Gehst Du mit der Reizangel spazieren? Das stelle ich mir sehr unangenehm vor. Meine Jackentaschen sind schon ganz dick vor lauter Dingen, die man unbedingt braucht


Nein, eine Schlaftablette ist Wijnta gewiss nicht


Viele Grüße

Uschi


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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Freddy » Do 10. Jul 2008, 00:11


Hallo Uschi,


man müsste die Motivationsobjekte(Reizangel,Felldummy ,was auch immer) nach einer Konditionierungphase von ca.3 Wochen ja auch nicht immer beihaben.

Nachher reicht ein- bis zweimal "aufladen" pro Woche.


Lg

Freddy



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Beitrag von rb_Uschi » Do 10. Jul 2008, 00:26


Hallo Freddy,


diese vielen verschiedenen MOs, die Wijnta ernsthaft bei Stange halten könnten, frei laufend, sind noch nicht erfunden.


Das ist leider so.


Viele Grüße

Uschi


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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Freddy » Do 10. Jul 2008, 00:37


Hallo Uschi,

ich nehme mal an Schleppleinentraining habt ihr schon hinter euch??

Mit wenig oder keinem Erfolg??

Habt ihr schon mit "Meidesignalen" gearbeitet? z.B. Raus da!! oder Hey!!!Mach ich schon mal vorsorglich wenn Felix in eine Schonung "abdriften "will.Sofern er noch keine heiße Fährte hat läßt er sich dardurch recht gut auf den (rechten) Weg zurückbringen.


LG

Freddy


PS: Nach 2 At´s weiß ich wie schwierig es ist unsere Hunde, mit starkem Jagdtrieb, vom Jagen abzuhalten.

Patentrezepte gibt es auch leider hier nicht.

[Dieser Beitrag wurde am 09.07.2008 - 23:52 von freddy aktualisiert]



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Unerwünschtes Jagdverhalten

Beitrag von rb_Uschi » Do 10. Jul 2008, 00:55


Hallo Freddy,


Schleppleinentraining haben wir hinter uns, mit allem drum und dran.


An der Schleppe ist Wijnta der folgsamste Hund, den man sich vorstellen kann. Aufmerksam, sie schaut zurück zu mir, geht nicht vom Weg ab.

"Raus da" wird befolgt, bzw. brauchts nicht oft. Impulskontrolle ist ausgezeichnet, auf "Schau mal" oder "hier" dreht sie sich blitzartig um, kommt zurück, usw.usw. Alles kein Problem.


Aber mach die Leine ab, bzw. lasse die SL los (schleppen), es dauert genau 5 Sekunden und sie ist nicht mehr derselbe Hund.......


Also bleibt die Schleppe dran, in meiner Hand. Sie ist 15 m lang, damit kann man auch galoppieren.


In ein paar wenigen Gebieten hat sie merkwürdigerweise überhaupt keine Tendenz, jagen zu gehen. Da kann sie dann frei rennen und mit Kumpels spielen.


Ich kann sagen, wir hatten gar keinem Erfolg, es wurde mit den Jahren immer schlimmer mit ihrer Passion, obwohl sie nie Jagderfolg gehabt hat.




Viele Grüße

Uschi


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