Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

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Freddy

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Freddy » Mi 12. Mai 2010, 12:13

Hallo zusammen,

danke Eddi für Deine Ausführungen, genau so wie Du es schreibst habe ich es auch gemeint.
Eddis hat geschrieben:Dein letzter Satz aus dem Zitat ist sehr interessant. Wieso sollte mein Hund mich als Chef anzweifeln? Ich bin da voller Selbstvertrauen, auch wenn ich heute Hüh und morgen Hott sage. Er hat flexibel zu gehorchen.
Ja, ich bemühe ich immer interessant zu schreiben... ;)
Stellt Euch mal einen Chef vor, der "heute Hüh und morgen Hott" sagt, ohne einen für Euch nachvollziehbaren Grund. Heute ist ihm egal wann die Leute Feierabend machen, morgen flippt er aus wenn keine Milch im Kaffee ist, übermorgen muss jeder mit Krawatte erscheinen...was heute verlangt wird ist morgen schon wieder egal und umgekehrt...
Niemand kann erkennen woran es liegt das sich ständig Prioritäten und Regeln verändern, vielleicht hat der Mond damit zu tun, so wird schon gemunkelt ;) . Würdet Ihr einen solchen "launischen" Chef noch für voll nehmen? Ich nicht, weil es für mich sein Verhalten reine Willkür und Despotismus wäre! Wie lange wäre er in einer ordentlichen Firma noch Führungskraft?

LG
Freddy mit Felix, der immer weiß wo's langgeht...

PS: Nicht jeder Hund hat "Chefambitionen". Aber Hunde können durchaus Führung in Frage stellen, manchmal auch "schleichend" und für uns kaum wahrnehmbar.

Rover

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Rover » Mi 12. Mai 2010, 13:41

Hallo Eddi, hallo Freddy,

das habt Ihr beide wunderbar auf den Punkt gebracht.
Genauso sehe ich das - und wenn es mal nicht klappt, weil ich getrieft habe, einen schlechten Tag habe, oder so - dann geht die Welt nicht unter. Aber von vornherein muss Klarheit herrschen und nicht so ein undefinierbares Hin und Her.
Ich musste auch erst lernen, dass ein Hund mit Demokratie nichts anfangen kann. Sowas ist bei ihm als Gesellschaftsform nicht vorgesehen.
Sehr viele Aha-Effekte in dieser Richtung habe ich aus dem Buch "Das andere Ende der Leine" von Patricia McConnell.

Der Vergleich mit dem Chef ist toll - und da sind wir Menschen immer noch in der Lage, zu sagen: naja, er kommt grade von seinem Vorgesetzten und hat schlechte Laune. Wir können Stimmungs- und Meinungsschwankungen also zu einem gewissen Teil verstehen und nachvollziehen - und das kann ein Hund nicht.

Viele Grüße, Kerstin

Sparta

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Sparta » So 12. Dez 2010, 13:50

Freddy hat geschrieben:Natürlich habe ich Felix genau im Auge und ich weiß dass ich ihn "zur Not" mit der Leine am Jagen hindern kann. Das gibt mir 100% Sicherheit und Souveränität, die Felix mit einem Blick erkennt. Ich brauche nur "Halt" zu flüstern und man glaubt es kaum, bleibt er neben mir stehen und wartet auf weitere Befehle :dog_sit
Aber liegt das nicht daran, dass er weiß, dass er an der Leine ist, weniger an Deinem Selbstbewusstsein?

Ich bin diesbezüglich ein recht nüchtern denkender Mensch und mir wurde hier im Forum auch schon vorgeworfen, ich traue meinem Hund zu wenig zu. Eigentlich stelle ich immer wieder fest, wie einfach strukturiert doch Hunde sind. Zumindest kann ich das bei meinem Hund feststellen. Ich bin jedenfalls eher in der Lage, sein Verhalten vorherzusehen als er meins. Und das liegt bestimmt nicht daran, dass ich übersinnliche Fähigkeiten besitze. ;)

Allerdings ist der Hund ein Meister, wenn es darum geht, mich zu beobachten. Und daraus resultiert wahrscheinlich die Annahme, er könne bestimmte Dinge antizipieren. Wenn man also spazieren geht und häugig Bälle oder Stöcke wirft, ist die Erwartungshaltung des Hundes diesbezüglich sehr ausgeprägt und es reicht ein Flüstern und er kommt angeschossen. Vielleicht reicht sogar schon ein nach außen sichtbares unbewusstes Innehalten, wenn einem ein Gedanke durch den Kopf schießt.

Gruß

Michael

redchili

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von redchili » So 12. Dez 2010, 16:36

Sparta hat geschrieben:Allerdings ist der Hund ein Meister, wenn es darum geht, mich zu beobachten. Und daraus resultiert wahrscheinlich die Annahme, er könne bestimmte Dinge antizipieren. Wenn man also spazieren geht und häugig Bälle oder Stöcke wirft, ist die Erwartungshaltung des Hundes diesbezüglich sehr ausgeprägt und es reicht ein Flüstern und er kommt angeschossen.
Kann ich bei Balljunkie Luzie genau so bestätigen! Wenn ich beim Spazierengehen mal nicht mit ihr spiele, ist sie so aufmerksam und gehorcht derart auf die kleinste Regung, dass jeder Mali in der UO vor Neid erblassen würde :dog_biggrin

Viele Grüße,
Antje mit Luzie

Freddy

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Freddy » So 12. Dez 2010, 17:22

Hallo,
Sparta hat geschrieben:Aber liegt das nicht daran, dass er weiß, dass er an der Leine ist, weniger an Deinem Selbstbewusstsein?
Gut möglich. Diese Frage werden wir wohl kaum ohne langwierige Versuchsreihen erschöpfend beantworten können. Es ist sicher immer ein Teil meiner subjektiven, modellhaften Weltsicht die hier zum Ausdruck kommt.

Tatsache ist, das Felix schon öfter „vergessen“(1) hat, das er durch die Leine gehandicapt ist. Wenn er vor mir eine Katze entdeckt, stürmt er los ob er nun an der Leine ist oder nicht. Öfter hat er es schon geschafft mir die Leine aus der Hand zu ziehen..einmal hat er es sogar geschafft den D-Ring am Halsband zu sprengen... Da könnte man nun auch von einfacher Struktur bei den Hunden sprechen. Aber Vorsicht...auch dieses Verhaltensmuster ist zuweilen, wie man sieht, von Erfolg gekrönt.
Nun könnte man sagen, es hat durch diese Erfolge (z.B. die Katze jagen zu können) folgende Konditionierung gegeben:„Wenn ich an der Leine bin, kann ich trotzdem Katzen jagen, ich muss nur fest genug ziehen.“ Das wäre eigentlich verhaltenspsychologisch zu erwarten, ist aber bemerkenswerterweise bisher, bis auf Ausnahmefälle nicht geschehen...
Sparta hat geschrieben:Allerdings ist der Hund ein Meister, wenn es darum geht, mich zu beobachten....... und es reicht ein Flüstern und er kommt angeschossen. Vielleicht reicht sogar schon ein nach außen sichtbares unbewusstes Innehalten, wenn einem ein Gedanke durch den Kopf schießt.
Da stimme ich mit Dir überein. Deshalb ja auch meine Vermutung, das die Hunde „merken“ können ob wir etwas ernst meinen oder nicht. Und ob wir selber glauben es durchsetzen zu können...

Ich denke mit einer selbstsicheren kongurenten Haltung (eben der „richtigen“ inneren Einstellung) und Körpersprache können wir bei den Hunden sicher mehr erreichen als mit einer „schwammigen“, unsicheren Kommunikation. Gegenüber anderen Menschen ist das ja meist nicht anders...Überzeugungskraft könnte man es auch nennen.

LG
Freddy

(1) Das ist natürlich auch nur wieder eine Vermutung von mir.

Christine

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Christine » So 12. Dez 2010, 21:05

Hallo zusammen,
ich gebe da Freddy voll und ganz recht, dass die innere Einstellung für Hundis Verhalten ausschlaggebend ist. Campino beweißt mir das immer wieder, bin ich gelassen und selbstsicher, befolgt er auch die leisesten Anweisungen, die oft sogar gar nicht nötig sind, da er ja meistens weiß, was wir von ihm erwarten und was ärgere ich mich über mich selbst, wenn ich im Ton schärfer werden muß,nur weil ich mich selbst nicht im Griff habe. Bei Ginger sind wir dadurch, dass wir beim 2.Hund selbstsicherer sind, schon viel weiter in der Erziehung als wir es bei Campino waren.
Viele Grüße
Christine

Sparta

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Sparta » Mo 13. Dez 2010, 13:47

Christine hat geschrieben: ich gebe da Freddy voll und ganz recht, dass die innere Einstellung für Hundis Verhalten ausschlaggebend ist. C
Aber auch nur, wenn sie für den Hund nach außen hin erkennbar ist.

Michael

Rover

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Rover » Mo 13. Dez 2010, 14:37

Hallo,
Aber auch nur, wenn sie für den Hund nach außen hin erkennbar ist
Naja, das ist doch der springende Punkt, oder? Meine innere Haltung dringt eben immer nach außen durch, es sei denn, ich bin ein außergewöhnlich gut geübter Profi.
Wenn ich selbstsicher bin, dann merkt das Hund - ich kann nicht im inneren selbstsicher sein, und nach außen unsicher wirken - oder umgekehhrt, da ist das Beispiel wohl besser.

Deswegen klappt das ja so schlecht mit dem "Vorspielen" von Selbstsicherheit und Souveränität.

Viele Grüße, Kerstin

Christine

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Christine » Mo 13. Dez 2010, 20:59

Hallo Kerstin,
genau so ist es!
Grüße
Christine

Bine

Re: Unsere innere Einstellung bei der Hundeerziehung

Beitrag von Bine » Mi 22. Dez 2010, 07:49

Interessantes Thema...
Ich denke Hunde "leben" von Mimik und Gestik und da reicht die kleinste Regung ( nutzen wir ja auch in der UO : Zehen links kurz hoch gibts einen Links-Winkel, Zehen rechts kurz hoch gezogen=rechts Winkel; kurzes Zwinkern= Kehrtwendung :dog_biggrin ) oder ein kurzes "So" zu gegebener Zeit bringt hier den "Bär zum Steppen" - ich hab mich dabei ertappt, das ich immer kurz vor dem Spazierengehen aufstehe und " So- Wollen wir ? " zu meinem Mann sage :dog_blink ( Ich habs nicht mal selber gemerkt)
Erziehungstechnisch ist mein Rezept: liebevolle Konsequenz, ich versuch meine Hunde nicht zu gängeln. Es gibt Dinge die sind grundsätzlich tabu( knurren, schnappen, Wohnungseinrichtung kreativ bearbeiten), ich sage dazu das sind die "Schienen des Lebens" solannge sich der Hund innerhalb dieser Schiene bewegt ist das für mich i.O.
Alles andere ist erlaubt, solange nicht ausdrücklich etwas anderes angeordnet wird. ( Couch und Bett erlaubt, solange ich nicht den Platz beanspruche :dog_biggrin )
Spaziergänge sind Freizeit, es darf also getobt und gerannt werden, solange ich sie nicht ranrufte - ansonsten bin ich auf Spaziergängen still und lass sie machen. Hundeplatz ist Arbeit, da wird sich konzentriert und gearbeitet. Ich bin in den Jahren mit Ruhe, Konsequenz und Nähe ( die ich sehr geniesse ) immer gut gefahren.
Ich denke nicht, das es "èbersinnliches" gibt, sondern eher, das unsere Hunde uns durch aufmerksamste Beobachtung besser kennen, als wir uns selber. Sie haben ja auch den ganzen Tag dazu Zeit, auf jeden Fall wird dieses Verstehen mit den Jahren immer besser, daher denke ich es beruht eben auf das bessere soziale Beobachten unserer Hunde.
LG

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