Hallo zusammen, hallo Olaf,
Olaf hat geschrieben:Ein Airedale zu sein, feit bestimmt nicht vor jeglichen Traumatisierungen im heutigen Alltag (wie du z.B: von Felix mit der Rakete berichtet hast), aber ich denke immer noch das es mitunter auch viel mit Lernverhalten zu tun hat.
Das denke ich auch. Natürlich gibt es diese Lerneffekte, aber oft neben und/oder gemischt mit anderern von mir oben genannten Ursachen.
Olaf hat geschrieben:Also das spezifische Klangspektrum von Schwarzpulver kann ich mir da schwer als Erklärung vorstellen.
Das war als Beispiel gedacht. Ich wollte damit sagen das in bestimmten Fällen der besondere Klang eine größere Rolle spielen kann als die Lautstärke.
Der Knall von Luftballons, platzenden Papier- oder Kunststofftüten bringt Felix eher in Spiellaune, als ihn zu ängstigen. Dabei spielt die Lautstärke eine relativ geringe Rolle. Der Klang von Schwarzpulverexplosionen, auch wenn sie viel leiser als die obengenannten Geräusche sind, hat ihn vermutlich aufgrund eines traumatisch bedingten Lerneffektes, wesendlich mehr beeindruckt. Übrigens hatte ich mal einen Hund der unter einer Staubsauger- und Wäschenspinnenphobie litt, dem aber aber weder Schüsse, Böller noch Gewitter Probleme machten.
Olaf hat geschrieben:Wildtiere (inkl. Wölfe) kennen soweit ich weiss keine Angst vor Gewitter, viele Hunde schon, also würde ich da eine genetische Disposition ausschliessen. Gewitter ist ja auch ein beeindruckender Knall und Lichteffekt, steht ja Silvesterraketen in nichts nach.
Ja, Gewitter können sehr beeindruckend sein, da hast du vollkommen recht.
Wenn ca. 50m neben Dir ein Blitz einschlägt, mit einem Donnerknall der die Gläser auf dem Tisch zum Vibrieren bringt, weiß Du das sich dazu im Vergleich Silvesterraketen recht harmlos ausnehmen. Uns ist das vor ein paar Jahren aus "heiterem Himmel" in einem Biergarten passiert. Da gerieten alle Menschen und Tiere mehr oder weniger in Panik. Die in diesem Fall (erlernte) Angst von Felix habe ich GsD wieder weitgehend löschen können. Wenn nicht gerade ganz nahe neben uns ein Blitz einschlägt hat Felix heute erstaunlicherweise weder drinnen noch draußen Probleme damit. Ich selber habe übrigens keine Angst vor Gewittern, finde sie sogar schön. Wenn sie mir allerdings sehr nahe sind, wie in meinem geschilderten Fall, habe ich schon einen „gesunden Respekt“ vor ihnen.
Ob Wölfe oder andere Wildtiere keine Angst vor Gewittern haben, weiß ich nicht. Der vorranige Grund warum es Angst gibt ist ja die notwendige Selbstverteidigung der Tiere. Normale Angst, oder besser gesagt Frucht, ist wenn sie nicht übersteigert ist lebenswichtig. Eine durch einen Fehlarlarm ausgelöste Angstreaktion ist ja oft bei weitem nicht so schlimm für das Tier wie die möglichen (vielleicht tödlichen) Folgen einer einzigen Leichtsinnigkeit. Natürlich würden andererseits dauernde Fehlalarme ebenfalls das Überleben der Art gefährden. Es gilt also eine gesunde und sinnvolle Ballance herzustellen.
Generell ausschließen würde ich nicht, dass es, eine Art genetischer ( evt. auch epigentischer) Disposition zur „Ängstlichkeit“ gibt. Wenn diese Ängstlichkeit oder Wesensschwäche stark genug ist, kann sie eine Schwachstelle in der psychischen Konstitution darstellen. In der späteren Entwicklung kann sie durchaus die Ausbildung massiver Angststörungen begünstigen. Für diese braucht es dann oft nur relativ geringe Anlässe die dann sozusagen das Faß zum überlaufen bringen.
Das relativ viele Hunde Angst vor Gewittern haben könnte auch gerade bedeuten, das eine genetische Disposition zumindest als Co-Faktor (neben der erlernten Angst, Prägung usw.) schon eine Rolle spielen kann. Schussfestigkeit wird vermutlich nicht direkt vererbt, aber es gibt schon mehr oder weniger „wesensfeste“ Hunderassen bzw. Linien aber auch einzelne Individuen. Hunde die einseitig auf äußerliche Merkmale gezüchtet werden weisen oft auch bestimmte Veränderungen im Wesen auf. Den umgekehrten Fall, das Tiere die auf bestimmte Wesenszüge ( z.B. Zahmheit) ausgelesen werden, auch bestimmte körperliche Merkmale ausbilden und vererben können gibt es übrigens auch, wie wir seit den russischen Experimenten mit den Silberfüchsen wissen.
Nach dem jetzigen mir bekannten Stand gibt übrigens min. 6 verschiedene Ursachen von Ängstlichkeit, Angst und Phobien:
-Die erste ist die
Genetik (z.B. Untersuchung Murphree 70er Jahre an Pointern) Wobei wir hier nicht von einem einzigen Gen sondern von mehreren beteiligten Genen spechen. Und auch dort gibt es wieder mehrere Aspekte wie Gene wirken können, so können sie z.B. über die Produktion von Neurotransmittern, Rezeptoren und Wiederaufnahmestoffen die Pysiologie des Stoffwechsels beeinflussen.
-Die zweite ist eine vorgeburtliche Schädigung durch
Stress der Mutter während der Tragezeit.
-Ein dritter Weg eine Angststörung zu entwickeln ist eine
starke Ängstlichkeit der Mutter während der Aufzucht der Welpen. ( ob sozial erlernt oder Übertragung des Stresses von der Mutter auf die Welpen sei dahingestellt, evt. spielt die Übertragung mit der Muttermilch sogar eine Rolle...)
-Als vierte Möglichkeit wird eine
reizarme Aufzucht der Welpen ( insbesondere bis zur 12ten Woche) diskutiert.
-Auch
gesundheitliche Probleme wie eine SD-Fehlfunktion können eine generell erhöhte Ängstlichkeit oder Unsicherheit auslösen.
-Zu guter Letzt haben wir noch den von Dir genannten
Lerneffekt. Insbesondere die klassische Konditionierung kann sicher jeder nachvollziehen. Hunde die z.B. mit der Leine geschlagen wurden entwickeln beim Anblick der Leine oder schon beim Öffnen des Schrankes worin sich die verhasste Leine befindet, eine Angstreaktion.
Man sieht, Ängstlichkeit, Ängste und Phobien, deren vielfältigen Ursachen und Behandlung sind nach wie vor ein sehr komplexes Gebiet, bei dem es sicher noch einige weiße Flecken zu beseitigen gibt...
LG
Freddy mit Felix