Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

alle Fragen zur Hundeerziehung, Körpersprache, Kommunikation
Mischka

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Mischka » Do 20. Jan 2011, 17:45

Hallo,
ich hatte mir im vorigem Frühjahr eine Reizangel gekauft, den Dummy aus Fell selber gebastelt (ohne Quietschi) und fand, dass er für die geplanten Übungen und meinem Ziel völlig ausreicht. Ich hatte schnell Erfolg und die Reizangel lebt immer noch, obwohl ich auch zulasse, dass "Beute" gemacht wird und ich dann die Angel in die wagerechte zur Leine bringe und hinterher laufe. Dann das "aus"
Ziel meiner Übrungen war, Mischka aus einer hohen triebigen Lage ins Sitz, Bleib oder Steh zu bringen, obwohl der Reiz weiterhin besteht.
Ob das nun der Erfolg des Reizangelspieles war, oder es andere Gründe gibt, Mischka war nach diesen Übungen bei 4 direkten Wildbegegnungen abrufbar. Und bisher gab es auch noch keinen Rückfall in alte Jagd- Verhaltensmuster.
Ab und zu machen wir diese Übungen noch und ich werden dieses Spiel auch bei Hoover einsetzen.

Benutzeravatar
ChristaS
Benutzer
Beiträge: 1213
Registriert: Mo 25. Jan 2010, 18:26
Wohnort: Lüneburg

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von ChristaS » Do 20. Jan 2011, 19:29

Hallo,

@ Antje und völlig OT: Nein, was ist Luzie süüüüß! :herz Es gibt doch kaum was Schöneres, als einem Airedale beim Spielen zuzuschauen.

@ all: Der Artikel ist wirklich sehr interessant. Danke Freddy! Werd mir sowas auch mal basteln und sehen, ob Laima es annimmt. Normal zergelt sie am liebsten mit mir direkt.

Liebe Grüße,
Christa
... mit Butzi, Olympia und Laima im Herzen.

redchili

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von redchili » Fr 21. Jan 2011, 06:59

Hallo Christa,
ChristaS hat geschrieben:Es gibt doch kaum was Schöneres, als einem Airedale beim Spielen zuzuschauen.
ja, gell? Ich freu mich da auch jeden Tag drauf :dog_blush

Wenn mein Hund beim Spiel nicht ohnehin immer wieder zu mir zurückkommen und von Wild abrufen lassen würde, wäre die Reizangel sicher ein sehr gutes Mittel, um diese Verhaltensweisen so einzuschleifen, dass sie dann auch bei Wildkontakt funktionieren. Und wenn ich mir Violas Erfahrungen ansehe sowie den Umstand, dass Freddys Artikel aus der Jagdhundausbildung kommt, dann scheint man mit der Reizangel den Jagdtrieb von Hunden in beherrschbare Bahnen lenken zu können. Jägerhunde müssen schließlich einen hohen Jagdtrieb haben und gleichzeitig besonders gut kontrollierbar sein.

Ich frage mich gerade, ob sich bei erwachsenen und "hetzerfahrenen" Hunden noch halbwegs verlässliche Erziehungserfolge erzielen lassen könnten - ich denke da an Wijnta mit ihrer extremen Reaktion auf echtes Wild. Hast Du mit der Angel schon mal gearbeitet, Uschi?

Viele Grüße,
Antje mit Luzie

Uschi

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Uschi » Fr 21. Jan 2011, 09:31

Hallo Antje,

nein, mit einer Reizangel habe ich noch nie gearbeitet.

Gestern habe ich mir ein paar angeschaut. Sie sollte natürlich so klein wie möglich zusammenzuschieben sein zum Tansport. Ich bin eh schon ziemlich bepackt, jetzt erst recht, wenn ich mit zweien unterwegs bin.


@Freddy
Du schreibst, die üblichen Reizangeln sind nicht terriertauglich? Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, soll der Hund nicht zerren, darf erst drauf los, wenn er vorsteht. Und dann soll er bringen, nicht schütteln etc.
Das müsste doch auch ein leichtes Ding aushalten?



Liebe Grüße
Uschi

Eddi

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Eddi » Fr 21. Jan 2011, 11:32

Moin,
redchili hat geschrieben:Ich frage mich gerade, ob sich bei erwachsenen und "hetzerfahrenen" Hunden noch halbwegs verlässliche Erziehungserfolge erzielen lassen könnten
Antje, genau die Frage kam mir auch bei diesem Thread und dem Artikel.
Ich hab wie gesagt bisher bloß einmal mit der Reizangel gespielt, nein, nicht gearbeitet!, und Zirbel fand es eine ganz putzige Abwechslung, war aber froh, als ich ihr Frisbee ausgepackt hatte.
Nach Freddys Artikel habe ich nun ein paar neue Ideen. Ich sah das Reizangelspiel bislang eher als Hamsterrad-Variante zum Frisbee- oder Ballweitwurf inklusive Zergelmodus. Als Kontrollübung für den Jagdtrieb hab ich das nicht wirklich verstanden.
Also ist Zirbel mit ihrem Jagdeifer natürlich ein ideales Testobjekt. Gefühlt würde ich sagen, daß ihr Jagen weiterhin mehr Spaß machen wird und sie die Reizangel für ein flottes Rehlein links liegen ließe. Aber ich werde meine zur Zeit eh nicht benötigte Longierpeitsche mal mit einer weiteren Aufgabe vertraut machen.
Uschi hat geschrieben:...soll der Hund nicht zerren, darf erst drauf los, wenn er vorsteht. Und dann soll er bringen, nicht schütteln etc.
Das müsste doch auch ein leichtes Ding aushalten?
Ja, aber bis der Hund das zuverlässig tut, wirde er bestimmt mal zulangen und wenn das Ängelchen dann beim ersten Totbeuteln bereits mausetot ist.....
Ich werde heute nachmittag testen, wieviel Zergel meine Unteres-Preissegment-Peitsche aushält (das kann ich bei Zirbel ja steuern). Schätze mal, daß eine Angel, wie von Olaf beschrieben, mindestens soviel verkraftet, denn das eine oder andere Fischchen fängt ja auch an zu zergeln, wenn es das Wasser verlassen soll.

Weiterhin könnte man die "Beute" ja mit einem Sicherheitselement (leicht reißende Kordel oä) befestigen, so daß im Falle des "Überzergelns" dieses reißt und nicht die Reizangel bröselt.

LG
Eddi

Uschi

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Uschi » Fr 21. Jan 2011, 12:36

Hallo Eddi,
Eddi hat geschrieben:wenn das Ängelchen dann beim ersten Totbeuteln bereits mausetot ist.....
der Dummy hängt doch an einer langen Schnur. Warum soll das Ängelchen dann totgebeutelt sein?

Vielleicht stelle ich mir das falsch vor? Ich müsste das mal sehen.:dog_blush






LG
Uschi

pivi

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von pivi » Fr 21. Jan 2011, 12:41

Hallo zusammen,

Wenn doch alles immer so einfach wäre...., hört sich gut an. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass der Einsatz bei jedem Hund sinnvoll ist. Ich würde Zola z.B. nie absichtlich hochpuschen, um danach erheblich länger mit runterfahren beschäftigt zu sein.
Glaube auch nicht wirklich, dass es den Erfolg hat, der dort beschrieben steht.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel! 

Kenne mehrere Leute die bei Herrn F. waren und ihn persönlich erlebt haben, und da war nicht nur Lummerland, der fackelt nämlich nicht lange. 
Ich muss dann auch immer an die vielen jagdlich geführten Hunde denken, die ich so kenne, die alle wirklich super 'funktionieren', allerdings haben alle während ihrer Ausbildung, auch weniger 'humane' Erziehungsmethoden kennengelernt! 
Ich denke da z. B. an den Triller, der ja auch wie beschrieben, mit der Reizangel eingeführt werden kann. Würde mir gut gefallen, wenn es klappt.
Bei dem Weimaraner meiner Schwester (er hat auch eine Jagdausbildung) funktioniert der Triller wirklich 100%tig in allen Lebenslagen, hört er ihn, läßt er sich zeitgleich fallen und steht auch nicht mehr auf, -hat sogar vor seiner Magendrehungs-OP funktioniert, als er sich nach gutem Zureden einfach nicht auf den Untersuchungstisch legen wollte, meine Schwester hat vor der Tür getrillert, und er ging ins Platz!
Aber auch dieser absolute Gehorsam wurde nicht unbedingt nur mit positiver Bestätigung beigebracht....

Gruß Birgit

Olaf

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Olaf » Fr 21. Jan 2011, 15:46

Hallo,
pivi hat geschrieben:Aber auch dieser absolute Gehorsam wurde nicht unbedingt nur mit positiver Bestätigung beigebracht....
was im Jagdbereich mitunter so getrieben wird, will ich nicht krtiklos gutheissen und absoluter Gehorsam ist auch nicht mein Ziel. Aber ich bin aus der persönlichen Erfahrung der festen Überzeugung das man nur mit positiver Bestätigung dem Hund und insbesondere einem Airedale nicht unbedingt einen Gefallen tut. Eine rein antiauthoritäre Erziehung funktioniert ja selbst beim Menschen nicht. Und Hunde erziehen kleine Hunde alles andere als antiauthoritär.

Es geht hier nicht darum den Hund zu misshandeln, aus der (schlechten) Laune heraus zu züchtigen oder gar per Fernbedienung mit zurecht verbotenen Mitteln Schmerzen zuzufügen. Solche Hunde sind meist in der Persönlichkeit gebrochen und das ist für mich keine Erziehung sondern diese Hunde und auch die Halter tun mir eher leid.

Trotzdem finde ich das man dem Hund (zu seinem eigenen Schutz) auch deutlich klarmachen muss, dass manche Dinge einfach nicht gehen und er das als junger Hund auch geradezu erwartet um eine stabile Bindung aufzubauen. Ich habe das Gefühl wenn man mit klarem Kopf und ohne Gewalt dem Hund auch mal Grenzen setzt, dann stärkt das sein Vertrauen und auch die Bindung. Wenn ich zurecht sauer auf den Hund bin, so zeige ich ihm das auch, ohne dabei unbeherrscht oder nachtragend zu sein.

Ich habe gelesen, dass wenn ein Wolf das Rudel unerlaubt verlässt und eigenständig jagen geht, erwartet ihn bei der Rückkehr die Höchststrafe aller ihm überstellten Rudelmitglieder. Sofern er denn das Rudel wiederfindet, ansonsten wäre das so oder so sein sicherer Tod.

Ich halte nichts mehr davon sich zu verstellen und dem Hund noch ein Leckerlie dafür zu geben, das er vom Jagen zurückgekommen ist. Der Hund merkt doch so oder so sofort was Sache ist, jeder Halter dem sein Hund am Herzen liegt, wird wohl ziemlich viel Adrenalin ausschütten, wenn der Hund den Rehen hinterher im Wald verschwindet und vielleicht sogar noch Strassen in unmittelbahrer Nähe sind.

Ich persönlich denke aber auch nicht, dass man jeden Airedale nur durch die richtige Erziehungsmethode ganz vom Jagen abhalten kann. Ausser vielleicht wenn die ganz harten Jägermethoden angewendet werden, aber dann hat man nicht mehr den Hund den man vorher hatte. Da ist der Preis deutlich zu hoch.

Manche Hunde haben vielleicht nicht ganz so einen ausgeprägten Trieb und andere haben vielleicht auch nie die Erfahrungen gemacht, welche den Trieb erweckt haben. Wenn man aber einen Hund hat in dem der Trieb einmal stark zum Vorschein kommt, dann glaube ich ist es sehr schwer da ein kontrolliertes Verhalten bei direktem Kontakt zu Wild zu erreichen (was so oder so sehr schwer ist).

Lotte ist schon als Welpe jedem Blatt was vom Wind verwehnt wurde und jedem Vogel hinterhergehetzt. Im ersten Winter beim ersten Schnee hatte sie dank der überdeutlichen Witterung dann rausgefunden, dass man aktiv etwas aufscheuchen kann, wenn man nur schnell und ausgiebig durchs Unterholz hetzt und ab da war es im Prinzip vorbei. Sie hat nicht nur bei Kontakt gejagt sondern auch immer mehr gestöbert. Da war dann so gut wie immer Schleppleine angesagt.

Manni ist bisher ruhiger und wir versuchen alle Ansätze von Hetzaktionen (Katzen, Vögel, Blätter ..) sofort und deutlich schon im Ansatz zu unterbinden. Obwohl es bestimmt viel zu früh ist da eine Prognose abzugeben, wollen wir versuchen das zumindest nicht so aufblühen zu lassen wie bei Lotte. In Manni schlummert mit Sicherheit auch Jagdtrieb - sonst wäre er ja kein Airedale. :dog_sleep2

Trotzdem finde ich den Artikel von Freddy eine ganz gute Anregung und es ist mit Sicherheit förderlich wenn man solche Situationen und den Gehorsam spielerisch versucht einzuüben. Wir werden bestimmt bald mal mit Manni Angeln gehen. Der Tip, wie man den Hunden das Schwimmen mit der Angel näherbringen kann fand ich sehr interssant. Wenn mir dann noch jemand verrät wie man ihm beibringen kann Fische zu apportieren ... happy_01

LG,

Olaf

redchili

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von redchili » Fr 21. Jan 2011, 16:02

Hallo Olaf,
Olaf hat geschrieben:Eine rein antiauthoritäre Erziehung funktioniert ja selbst beim Menschen nicht. Und Hunde erziehen kleine Hunde alles andere als antiauthoritär.
...
Trotzdem finde ich das man dem Hund (zu seinem eigenen Schutz) auch deutlich klarmachen muss, dass manche Dinge einfach nicht gehen und er das als junger Hund auch geradezu erwartet um eine stabile Bindung aufzubauen. Ich habe das Gefühl wenn man mit klarem Kopf und ohne Gewalt dem Hund auch mal Grenzen setzt, dann stärkt das sein Vertrauen und auch die Bindung. Wenn ich zurecht sauer auf den Hund bin, so zeige ich ihm das auch, ohne dabei unbeherrscht oder nachtragend zu sein.

ich für meinen Teil unterschreibe das, was Du hier sagst, ohne jede Einschränkung! Die positiven Auswirkungen dieser Herangehensweise sehe ich jeden Tag an meinem Hund. Und wenn sie was macht, was sie nicht soll, dann fällt mir oft in der nächsten Sekunde ein, welcher Verhaltensfehler meinerseits ihr unerwünschtes Verhalten begünstigt hat :dog_wub
Olaf hat geschrieben:Wenn mir dann noch jemand verrät wie man ihm beibringen kann Fische zu apportieren ... happy_01
Zählt auch der Apport im Magen? Das ist schwimmdynamisch doch viiieeel besser, als dat glitschige Ding so zwischen den Zähnen zu balancieren, dass Du es ohne verräterische Löcher drin in die Pfanne hauen kannst happy_02

Viele Grüße,
Antje mit Luzie

Benutzeravatar
Ulli
Benutzer
Beiträge: 101
Registriert: Mo 5. Apr 2010, 14:28
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Die Reizangel als Anti-Jagd-Erziehungsmittel

Beitrag von Ulli » Fr 21. Jan 2011, 17:28

Hallo Ihr Airedalegeplagten:-),

ich glaub ich hatte auch schon mal erwähnt, dass meine Sky ein Jäger ist...

ok setzen wir das mal voraus: ich hab auch gute Erfahrungen mit der Reizangel gemacht - in einer kurzen trockenen Phase im letzten Herbst. Denn, darauf möchte ich eigentlich hinaus, das grösste Handicap, dass ich bei dieser Reizangel sehe, ist dass mein Hund total begeistert ist, was enorme Beschleunigungen und entsprechende Bremsungen und ruckartige Drehungen verursacht. Ich habe das Teil also den ganzen Winter verpackt gelassen. Sky, kann sich aber erinnern und führt mich laufend mit auffordernden Blicken an der Stelle der verstauten Reizangel vorbei. Natürlich versuche ich ihr beizubringen, langsam zu machen, in der Aufregung auf meine Kommandos zu hören und so weiter und dafür ist es echt klasse...., aber ich muss halt auch aufpassen, dass sie aufgewärmt ist und auch rutschigem Boden ausreichend Halt hat.
Da Sky ausserdem zu denen gehört, die das AUS nicht immer verstehen wollen, ist das gesamte Teil schon hoch beansprucht - deshalb auf jeden Fall Danke für die tollen Varianten hier im Thread!

Gruss Ulli

Antworten

Zurück zu „Erziehung & Verhalten“