AT hart im Nehmen

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doris
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AT hart im Nehmen

Beitrag von doris » Fr 4. Feb 2011, 17:55

Hallo zusammen,

Yoda ist heute morgen einem sehr verlockendem Reh hinterher. :dog_mad
Wir waren mit dem Fahrrad unterwegs, dieses Mal uneingespannt, weil die Hunde die letzten Tage viel gearbeitet haben, dachte heute mal im Freilauf... :dog_blink
damit sie sich etwas erholen können....
5 Meter vor uns springt ein Reh über den Weg, vier Hunde hinterher, drei kamen zurück der AT natürlich nicht. Es hat nix geholfen, kein Superschlachtruf, nüscht. Er war weg.
Nach 50 Minunten kam er wieder in sehr gebückter Haltung, sehr langsam humpelnd. Ich dachte, na du brauchst jetzt gar nicht so demütig zu tun, auf gehts heimlaufen.
Unterwegs sah ich dann daß seine Hinterpfote sehr blutet. Kralle kaputtgerissen. Zuhause, nach Blut abwaschen und genauerem Hinsehen, sah ich, daß nur noch ein Stück obenrum von der Kralle da war, unten sah man das blanke Fleisch :dog_ohmy
Wir sind dann zur TÄ gefahren, sie hat dann, sehr unkompliziert gleich im Auto nachgeschaut. Sie ist mit dem Kopf in den Kofferraum gekrochen und hat genau geschaut, mit den Augen und mit den Händen, sie pulte so richtig in der Wunde rum, mein Yodi hat ihr währenddessen die Ohren ausgeputzt.
Er hat vollkommen still gehalten, hat sie pulen lassen, bis sie fertig war.
Es war leider nichts mehr da zum tapen oder kleben, die Kralle ist von unten komplett weg.
Jetzt müssen wir spülen und salben. Und beim rausgehen Verband und Bootie an.
Ich dachte dann heute nachmittag laß ich ihn zuhause. Nein ein AT will natürlich mit. Also Verband angelegt, Booties darn, und ich dachte er darf einfach auch mal fünf Minunten raus das Bein heben etc.
Er war kaum aus dem Auto draußen, und er war wie immer, als ob gar nix wäre. Hin- und Her gesaust, mit viel Spaß und toben wollte er auch gleich wieder.
Meine Herren, wenn ich mir vorstelle, ich reiß mir einen Nagel ab, mich könnte man erst mal vergessen.
Aber nicht so einen AIREDALE-TERRIER.
Jetzt hir drinnen, humpelt er wieder rum, Ohren auf Halbmast, ganz ein armer Hund. :dog_sad
So dann werd ich ihn jetzt noch ein bißchen verarzten.
LG Doris
Stillstand ist Rückstand

Eddi

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von Eddi » Fr 4. Feb 2011, 18:53

Hallo Doris,

jep, kommt vor. Tapfer der Yoda ist! :thumbup:
Also ich hatte auch schon mal hier und da Nagel ab. Wenn man Zeit zum beachten hat, dann ists schon schmerzhaft, aber wenn man wie Yoda wichtiges zu tun hat, kann man es echt fast ignorieren.

Aber ich finde schon, daß Terrier und besonders ATs sehr tapfere Hunde sind. Ich finde es einerseits toll, weil manch andere solche Memmen sind, da hat man noch nicht mal den Blick scharf gestellt auf die zB abbe Kralle und schon gehts Gezeter los. Von anfassen und untersuchen ist da gar nicht mehr die Rede. Vollnarkose zum Verbändchen dran basteln....
Mir persönlich ist ein etwas untapfererer Hund allerdings doch lieber. Meine Püppi ist fröhlich mit reichlich Blutverlust durch rupturierten Milztumor (und das muß wohl auch gut weh tun, das gerissene Teil) am Pony mitgelaufen, bis ich die ungewöhnliche Langsamkeit genauer betrachtete und graue SChleimhäute sowie ein schwankendes Haustier sah. Die OP ergab dann ein tumoröse Milz von 6 Pfund und ein LIter Blut in der Bauchhöhle. Damals war ich noch vom Wunsch beseeelt TA zu werden und musste demzufolge zu einem solchen. Keiner hat meiner Püppi eine Chance gegeben, abends fraß sie bereits wieder einen Zwieback und nach 10 Tagen lief sie wieder am Pferd mit.
:dog_ill
Mit Rough war ich vor ein paar Jahren kurz vor meiner Praxis auf einer Wiese, als ich aus der Enfernug sah, daß sie ein bißchen rot an der Brust war. Ach, dacht ich, die wird sich besabbern, nachdem sie sich auf die Zunge gebissen hat, weil sie sonst ganz normal wirkte. Hab sie hergerufen, um zu gucken, ob die Blutung schon aufhört und da sitzt sie vor mir, richtig blutüberströmt, nix sabbern und hält eine Pfote hoch, das Blut lief im Strahl über die Zehen ab. Sie muß in Scherben getreten sein und alles war so voller Blut, daß ich ganz flott heim getrabt bin, Pony angebunden, Rough draußen Platz machen lassen (wollte nicht alles voller Blut haben). Dann erstmal einen Stau angelegt, Eimer zum sauber machen geholt und die Bescherung gesehen: der ganze Sohlenballen tief eingeschnitten, als ob man eine dicke SCheibe davon abschneiden wollte. Also Hund reintragen, Narkose vorbereiten etc. Haaalt, Pony ist ja noch da, selbiges in den paar m² großen "Hinterhof" zwischen Gerümpel gestopft ("bleib einfach stehen, nix berühren!") und wieder zu Rough. Eigentlich hätte man sich daran chirurgisch richtig verkünsteln müssen, aber es war heiß, das Pferd gefährlich untergebracht, Samstag nachmittag und keine Lust auf stundenlange OP. KUrzerhand den Tacker genommen (Bein war noch abgebunden, also inzwischen trocken, den Ballen ordentilich passend aufeinandergelegt, fein säuberlich 15 (oder so) Klammern drumrum getackert, Jod, Watte, Druckverband bis zum Ellbogen, SChmerzmittel und Antibiotikum gespritzt. Keine Betäubung nix, kein zucken, kein weinen. Und was macht der bekloppte Hund? Springt danach vom Tisch, kanns nicht abwarten, rennt raus, steht am Pferd, dann kanns ja weiter gehen. :dog_wacko
Also selbst ich fand das nun etwas hardcore und hab das tief beleidigte Modell ins Körbchen gescheucht.
Die folgenden 10 Tage, wo sie nicht mitdurfte, waren grausam. Ich Tierquäler, ich.Der Ballen ist ohne Komplikationen wunderschön abgeheilt. Das hätte ich mich nie bei einem Kunden getraut, wenn das nicht gehalten hätte....

LG und gute Besserung dem Yoda wünscht
Eddi
nicht immer so tapfer.... :dog_sad

sijuto

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von sijuto » Fr 4. Feb 2011, 19:34

Hi Doris,
gute Besserung wünsche ich dem Unglücksraben! So ein Mist - aber so richtig behindern scheint es ihn ja draußen nicht und vor allem wird wohl auch die Verknüpfung "Reh hinterherlaufen = Aua!" nicht funktioniert haben - das wäre ja zumindest noch ein guter Nebeneffekt gewesen!

@Eddi, boah ich krieg Gänsehaut und hoffe mir passiert in Deiner Gegenwart nie irgendwas, was Du mal eben reparieren möchtest ;-) - autsch!

Liebe Grüße
Silke

redchili

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von redchili » Sa 5. Feb 2011, 10:31

Hallo Doris,
eddi hat geschrieben:Wenn man Zeit zum beachten hat, dann ists schon schmerzhaft, aber wenn man wie Yoda wichtiges zu tun hat, kann man es echt fast ignorieren.
Ist doch echt schlau von unseren Hart-im-Nehmen-Airedales: Draußen ist ja immer irgendwo was los, warum also von Verletzungen ausbremsen lassen? Und drin passiert ja nie was, also ist ausreichend Muße, um so richtig einen auf bedauernswerter Hund zu machen ... Kenn ich von meinen auch :dog_biggrin Es ist aber schon wirklich enorm, was einige Terrier so alles ziemlich locker wegstecken.
doris hat geschrieben:Meine Herren, wenn ich mir vorstelle, ich reiß mir einen Nagel ab, mich könnte man erst mal vergessen.
Ist mir schon passiert; ich habe ultraharte Fingernägel, und wenn einer abbricht, dann kann der das nicht einfach so, wie andere das können, nein nein. Mir hat es schon mehr als einmal - natürlich immer in total bescheuerten Situation - den (wörtlich genommen) halben Daumennagel weggerissen. Das Ganze ist nach den ersten Stunden gar nicht sooo schlimm, wie man sich das gemeinhin ausmalt, finde ich (obwohl ich aber keinen gesteigerten Wert auf regelmäßige Wiederholungen lege, und drauf laufen zu müssen, das mag ich mir nu wirklich nicht vorstellen). Das ungeschützte Nagelbett ist halt empfindlich, aber das lernt man schnell zu beachten. Haputsache, der Verband ist gut Bild

Und Hauptsache, Yodas Pfote heilt bei allem Übermut weiter gut!

Viele Grüße,
Antje mit Luzie

Freddy

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von Freddy » Sa 5. Feb 2011, 11:40

Hallo Doris,

unser Airedales sind wirklich machmal "hart im Nehmen". Felix hat sich schon mehrfach die Pfotenballen an Glasscherben aufgeschnitten. Geklammert wurde jedesmal ohne Narkose oder Betäubung...

Wenn Hunde hinter einer Beute herlaufen, sind sie eh noch schmerzunempfindlicher. Deshalb hat man mit moderaten aversiven (Schmerz-) Reizen als Antijagdtraining auch bei solchen Hunden meist keinen durchgreifenden Erfolg.

Gute Bessererung für den :dog_ill vierbeinigen Patienten und

LG
Freddy

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Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von doris » Sa 5. Feb 2011, 12:09

Hallo zusammen,

@Eddi: Mensch Meier, die Püppi ist ja unglaublich. So was kann man sich überhaupt nicht vorstellen. Eigentlich gibt es so was gar nicht, oder?
Und bei Rough, da fällt einem auch nichts mehr ein, dazu.
Ich bin ja im allgemeinen auch eher unkompliziert, und nicht so erschrocken, aber mal eben 15 Klammern in meinen Hund tackern, da würde ich vielleicht doch ein bißchen schwächeln. :dog_huh

@Silke: Aber eigentlich kann man sich doch nur wünschen Eddi ist grad zu Stelle, wenn so was passiert. Die überlegt nicht lange sondern handelt, halt manchmal ein bißchen unkonventionell :dog_laugh
Und nein, ich glaube auch nicht, das Yoda das miteinander in Verbindung bringt, Reh jagen = Schmerz, das wäre wirklich ein schöner Nebeneffekt. Ich habe eher das Gefühl, er wappnet sich beim nächsten Mal, und beißt sozusagen schon mal "die Zähne zusammen" .
redchili hat geschrieben:Das ungeschützte Nagelbett ist halt empfindlich, aber das lernt man schnell zu beachten. Haputsache, der Verband ist gut Bild
Na das mit dem Verband, muß ich noch üben, der ist nach 20 Minuten im Bootie unten zusammen gewurschtelt :dog_ohmy
Den muß ich ihm dann rausnehmen, und er läuft nur noch im Bootie.
Freddy hat geschrieben:Wenn Hunde hinter einer Beute herlaufen, sind sie eh noch schmerzunempfindlicher. Deshalb hat man mit moderaten aversiven (Schmerz-) Reizen als Antijagdtraining auch bei solchen Hunden meist keinen durchgreifenden Erfolg.
Da geb ich dir recht, bei Yoda hilft eigentlich nur, daß ich es rechtzeitig an seiner Haltung bemerke. Was in diesem Fall leider nicht der Fall war, weil alles so schnell ging. Das Reh war ja nur ein paar Meter von uns weg, und ich habe erst anhand Kayas Reaktion gemerkt, daß was im Busch war. Da war Yoda aber schon voll im Jagdfieber.
Eigentlich ist immer Kaya das Frühwarnsystem. Normalerweise ist sie die erste, die etwas sieht, hört, oder riecht.
Yoda ist sonst immer mehr mit schnüffeln beschäftigt, und hat die Augen, Nase und Ohren nicht überall, so wie Kaya.
Aber dieses Reh war so plötzlich da, daß meine Reaktion zu langsam war, im Gegensatz zu der der Hunde.

Ich finde einfach blöd, daß, je öfter es ihm gelingt (mich zu ignorieren), um so schwerer wird es. Ich hatte heute beim Spaziergang schon das Gefühl, er hat "Blut geleckt", ich mußte wirklich auf ihn aufpassen, wie noch nie :dog_wacko
Trotz abber Kralle.

Danke euch allen für eure guten Wünsche, es hilft ihm schon :dog_biggrin
es sah heute morgen wirklich schon richt gut aus.
LG Doris
Stillstand ist Rückstand

redchili

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von redchili » Sa 5. Feb 2011, 12:21

doris hat geschrieben:Na das mit dem Verband, muß ich noch üben, der ist nach 20 Minuten im Bootie unten zusammen gewurschtelt :dog_ohmy Den muß ich ihm dann rausnehmen, und er läuft nur noch im Bootie.
Uuaaa-aaa-aaa ... das mag ich mir nun doch nicht mehr an mir selbst vorstellen ... Bild

Viele Grüße,
Antje mit Luzie

Rover

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von Rover » So 6. Feb 2011, 09:44

Hallo Doris,

der arme Yoda!
Ich weiß auch nicht, wie sie es fertigbringen, den Schmerz komplett auszublenden, wenn etwas wichtigeres erscheint.
Als Rover sich vor Jahren im Garten überschlagen hatte und mit einer heftigen Zerrung richtig böse hinkte, war dies beim Anblick einer Katze IMMER wie weggeblasen, trat aber verstärkt auf, wenn wir beim Spaziergang eine Richtung einschlagen wollten, die ihm gerade nicht behagte :dog_wacko

Gute Besserung der Pfote!
Gut, dass es die Booties gibt. Wir haben gerade die erste Garnitur entsorgt - so lange haben sie gehalten!

Viele Grüße, Kerstin

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Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von doris » So 6. Feb 2011, 10:19

Hallo zusammen

der Pfote geht es schon viel bessser :dog_biggrin
Finde ich erstaunlich, ist schon komplett trocken und geschlossen, die Haut ist auch schon ein bißchen hart.
Und das nach 2 Tagen. Draußen merkt man wirklich überhaupt nichts mehr. Und drinnen steht er halt nur auf, wenn es Futter gibt, oder wenn er durch die geschlossene Terrassentür "hört" daß Nachbarshund draußen rumläuft. :dog_blink
Wenn einer von meinen beiden "Jungs" nach hause kommt, kann er momentan leider nicht aufstehen, er bleibt dann wirklich liegen und wedelt im Liegen mit dem Schwanz und wartet bis sie dann zu ihm kommen und ihn kraulen, er macht das aber so süß, daß man ihn echt nur knuddeln kann.

@Kerstin: Ja die Booties, sind echt Gold wert. Meine TÄ hat sie sich jetzt auch bestellt, gibt sie Patienten, die einen Verband an Pfoten brauchen immer mit.
Und ich finde auch nach so einer Zeit kann man sie dann auch ruhig mal entsorgen und neue auspacken. Das ist es mir auch wert, dafür daß sie eigentlich immer halten und alles aushalten. Bleibt ja trotzdem noch viel billiger als ein paar von diesen wahnsinnsteuren Latschen, die dann immer irgendwo im Wald oder Feld verschwinden.

LG Doris
Stillstand ist Rückstand

Anneliese

Re: AT hart im Nehmen

Beitrag von Anneliese » So 6. Feb 2011, 22:06

Moin!

Dem Joda weiterhin gute Besserung -
nicht das Eddi noch auf ihrem Gaul mit dem Tacker in der rechten kommen muss...

Liebe Grüße und kraul ihn schön von mir hinter dem Ohr - zwischendurch selbiges etwas laaangziehen fände ich auch akzeptabel... :dog_rolleyes
Anneliese mit Bente :dogstare

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