Entwurmen

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Eddi

Re: Entwurmen

Beitrag von Eddi » Do 25. Aug 2011, 13:29

Hallo,
meusebach hat geschrieben:habe ich so viele Jahre bei sooo vielen Patientenbesitzern gemacht mit dem gleichen frustrierenden Ergebnis wie hier im Forum - soll doch jeder seine Gesundheit nach eigenem Ermessen aufs Spiel setzen...
@Mechthild
in meinem Alter hat man noch Ideale und Träume....
happy_02
Du hast sicher nicht unrecht. Manchmal überkommt es mich doch, daß ich denke, wenn es nur einem hilft, hat's was gebracht. Aber man kann sich echt bei manchen Sachen den Mund fusslig reden.

hier hab ich schon mal versucht mein gesammeltes Wissen zu dem Wurm-Thema unter die Leute zu bringen.
Wir können uns ja nicht über unaufgeklärte Tierbesitzer aufregen, wenn wir nicht aufklären. Auch wenn ich nicht weiß, warum auch da die Konsum-Mentalität auf dem Vormarsch ist.

Laß mir für heute die Illusion, daß der eine oder andere was mitgenommen hat. :dog_ph34r
Rosi jedenfalls kann ihre Wurmstrategie um einen Punkt anreichern, Renate denkt über Würmer und deren Gemeinheit nochmal nach, ist doch schon mal was.

Ich knall auch nicht nach Kalender die Pillen in meine Hunde,aber zu deren Infektionsrisiko passen die 3-4 WKs pro Jahr. Und wenn Mäusesaison ist, dann flutscht so ein bißchen Praziquantel auch noch in den Hund.

LG
Eddi

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Re: Entwurmen

Beitrag von lutz » Do 25. Aug 2011, 14:02

Hallo AT-Freunde,

laut "Klinik der Hundekrankheiten" kommt der "Hundebandwurm" Echinococcus granulosus, für den nur der Hund der Endwirt ist, in Deutschland nur sporadisch vor.
Er infiziert sich durch den Verzehr von metazestodenhaltigem Gewebe (Leber,Lunge) der Zwischenwirte (Schaf,Rind,Schwein, Pferd, Ziege,Kaninchen).

Wenn man hier etwas vorbeugend tun will soll man die Hunde nicht mit rohen Innereien von Schlachttieren füttern, wird hier empfohlen.

Bei Hunden die Mäuse oder andere Nagetiere unbeaufsichtigt im Freiland fressen kann man das Risiko einer Infektion in Endemiegebieten mit dem "Fuchsbandwurm" E. multilocularis allerdings nur durch regelmäßige Entwurmung mit Praziquantel oder Epsiprantel minimieren.
Rotfüchse können regional in Mitteleuropa damit bis zu 50% infiziert sein. In einer Schweizer Studie waren 0.3% aller untersuchten Hunde und Katzen damit infiziert. Diese relativ geringe Prozentzahl kann in Hochendemiegebieten aber wohl durchaus höher liegen.

Ein Grund hier irgend etwas zu dramatisieren besteht hier aber m.E., auch wenn Zoonosen zwischen Mensch und Hund bei beiden Bandwurmarten möglich sind, nicht, wenn man die üblichen hygienischen Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit dem Hund einhält.

Zwischen kastrierten und unkastrierten Hunden wurde hier aber offensichtlich in dieser Schweizer Studie nicht unterschieden.


Viele Grüße von lutz mit Joker
Zuletzt geändert von lutz am Do 25. Aug 2011, 14:11, insgesamt 3-mal geändert.
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

Balou

Re: Entwurmen

Beitrag von Balou » Do 25. Aug 2011, 14:05

Hallo zusammen,

also Balou wird alle 8 Wohen entwurmt. Wir wechseln aber die Wurmmittel. Bisher hatte er noch nie Würmer. Unser Tierarzt meint, dass er seinen Hund alle 4 Wochen entwurmt, hat übrigens auch einen Airedale.

Gruß

Tobias

Eddi

Re: Entwurmen

Beitrag von Eddi » Do 25. Aug 2011, 14:38

So,

hier nun das Ergebnis meiner Scan-Bemühungen
Die Seite stammt aus dem oben bereits angeführten Werk Boch/Supperer "veterinärmedizinische Parasitologie", Parey-Verl,3. Aufl 1883 Edit: Freddy 25.08.11 23:11Uhr : Es handelt sich lt. Eddi um die Auflage 1993.
ParasitologieKopie.jpg
ParasitologieAusschn.jpg
die ganze Seite war kaum lesbar in hochladegerechter Größe. Ich hoffe, es wird auch so klar.

Was nun der Einzelne mit dieser Information anfängt, bleibt ja ihm überlassen. Interessant ist es schon, wenn auch nur eher anekdotisch am Rande unseres Themas. Genauso spannend finde ich, daß bei mir sowas im Gedächtnis haftet und irgendwann völlig unerwartet an die Oberfläche hupft. :dog_rolleyes
OT aber viel spannender ist, wie sich mancher darauf stürzt, um gleich wieder entschuldigungspflichtige unhaltbare Statements von sich zu geben und die auch noch mit total fundiertem Nicht- bis Halbwissen zu untermauern. :dog_laugh

LG
Eddi
...geht jetzt ein paar Hunde kastiereren, damit die keine Würmer mehr bekommen...
happy_02 happy_02
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Balou

Re: Entwurmen

Beitrag von Balou » Do 25. Aug 2011, 14:45

Hallo Eddi,

na das ist ja interessant. Endlich braucht Balou keine Wurmmittel mehr zu schlucken, denn er ist ja kastriert. :dog_biggrin
Nein Spaß beiseite. Wer kommt denn auf die Idee, dass Hunde die kastriert sind keine Würmer mehr bekommen?

Gruß

Tobias

Artus

Re: Entwurmen

Beitrag von Artus » Do 25. Aug 2011, 15:34

Hallo Lutz,
laut "Klinik der Hundekrankheiten" kommt der "Hundebandwurm" Echinococcus granulosus, für den nur der Hund der Endwirt ist, in Deutschland nur sporadisch vor.
Er infiziert sich durch den Verzehr von metazestodenhaltigem Gewebe (Leber,Lunge) der Zwischenwirte (Schaf,Rind,Schwein, Pferd, Ziege,Kaninchen).

Wenn man hier etwas vorbeugend tun will soll man die Hunde nicht mit rohen Innereien von Schlachttieren füttern, wird hier empfohlen.
Tiefgefrieren vor dem Verfüttern von Leber soll die Biester auch abtöten.

Hallo Eddi,
Die Seite stammt aus dem oben bereits angeführten Werk Boch/Supperer "veterinärmedizinische Parasitologie", Parey-Verl,3. Aufl 1883
Ich gehe nun mal davon aus, dass nicht Dein ganzes Wissen aus diesem Buch aus 1883 stammt. happy_02

LG Rosi

JuRe

Re: Entwurmen

Beitrag von JuRe » Do 25. Aug 2011, 17:11

Hallo Eddi,
Eddi hat geschrieben:Ich knall auch nicht nach Kalender die Pillen in meine Hunde,aber zu deren Infektionsrisiko passen die 3-4 WKs pro Jahr. Und wenn Mäusesaison ist, dann flutscht so ein bißchen Praziquantel auch noch in den Hund.

LG
Da bin ich ja mit meinen sporadischen WK (ca. 3 x im Jahr) ganz auf Deiner Linie. Lina und Nora , und jetzt auch Jule haben nie Mäuse gefressen. Beide waren zeitlebens wenig anfällig, aber auch hier ist natürlich der reine Beobachtungseffekt meinerseits zum Tragen gekommen. Normaler Out-put, von mir regelmäßig kontrolliert, da hab ich mich immer gefreut; kannst du nur mit anderen Hundebesitzern drüber reden. :dog_laugh , kein Erbrechen.
Aber die Sache mit dem Flohbefall hat mir zu denken gegeben. Lina hatte einmal Flohbefall, aber damals bekam ich vom TA keine "Band-wK" :dog_ohmy
Eddi hat geschrieben: Und je mehr man weiß, wo warum welche Würmer herkommen, umso eher lassen sich ja auch Vermeidungsstrategien überlegen. Auch regelmäßige durchdachte (!) Kotuntersuchungen gehören dazu.
Was sind durchdachte Kotuntersuchungen? Ich hoffe, ich hab nix überlesen. Ich denke z.B. routinemäßig im Zuge der Impfungen durchgeführte Kotuntersuchungen machen wenig Sinn.
LG Renate

Eddi

Re: Entwurmen

Beitrag von Eddi » Do 25. Aug 2011, 19:36

Hallo,

@Rosi
Artus hat geschrieben:Ich gehe nun mal davon aus, dass nicht Dein ganzes Wissen aus diesem Buch aus 1883 stammt.
nee, keine Sorge, soviel kann ich mir gar nicht merken und ich hab natürlich auch noch Bücher von 1950 oder so (Mikrochirurgie auf der Höhe der Zeit von Prof. Dr. V.I.Elschnitz, zB happy_02 )

Nein, im ernst, dieses Buch liegt nur weil die äußere Erscheinung der Wurmeier und -teile sich seitdem nicht geändert hat in Reichweite. Ich brauch's eigentlich bloß, um in Ausnahmefällen selbst mikroskopierten Tierkötteln ein paar deutsche und lateinische Namen für ihre parasitären Einsprengsel anzuhängen. Ansonsten verwende ich aktuellere Literatur, wobei im Multimedialen Zeitalter auch die immer schneller obsolet wird. (Mir war diese Passage mit den Kastraten nur so aus irgendeinem Kistchen im Hirn aufgetaucht, eines mit der Aufschrift "was man sich merkt obwohl man's nie braucht") :dog_laugh

Und zu Eurer Beruhigung hab ich unter Lebensgefahr das höchste Bücherregal geentert, wo die dritte Auflage des Werkes von 1993 einträchtig neben Lutzens geliebtem Herrn Mehlhorn verstaubt. Die dritte Auflage ist viel umfangreicher und ich hab jetzt keinen Nerv mehr gehabt, sie gründlich zu lesen, aber beim quer drüberfliegen war dieser Abschnitt nicht mehr vorhanden. Scheint sich diese Studie in den darauf folgenden Jahren nicht weiter bestätigt oder niemand mehr für relevant gehalten zu haben. Herr Mehlhorn ht sein buch viel cooler gestaltet, weiß aber im Wesentlichen auch nur das, was die anderen Burschen bereits vorgekaut haben. Jedenfalls kommen alle zu den gleichen eRgebnissen: Würmer sind doof :dog_wink
Artus hat geschrieben:Tiefgefrieren vor dem Verfüttern von Leber soll die Biester auch abtöten.
schade, daß nicht alle Finnen aller Bandwurmsorten das auch so sehen. Außerdem, wie soll ich die Mäuse vorher einfrieren? Selbstr wenn ich wollte, das Tierschutzgesetzt erlaubt das gar nicht :dog_laugh
Die Finnen befinden sich recht artspezifisch an verschienden Körperteilen des Zwischenwirts, Innere Organe, Musklen, Zwerchfell (Kronfleisch!) etc. Sicherheit hat man nicht, nur mit Trockenfutter.

Aber Wurmkuren haben ja auch strategische Zwecke. Entwurme ich den Endwirt ausreichnd, so gibt er keine Eier ab, die ein Zwischenwirt aufnehmen könnte und so kann ein Ziwschenwirt nicht infektiös sein. Beim Beispiel vom E. granulosus zu bleiben: kackt der Hütehund nicht oder wurmeierfrei auf die Weide kann sich das Schaf keine Finnen einfangen und wenn es geschlachtet wird und der Hund die Abfälle bekommt, infiziert er sich nicht.
die Parasiten existieren ja deshalb, weil sie so geschickte Kreisläufe haben, in die verschiede Tierarten eingeschaltet sind, die irgendwie einander fressen. Mäuse fressen Fuchskot, entwickeln Bandwurmfinnen, werden langsamer oder blöder (ZNS-Befall), werden leichter Beute, im Fuchsdarm stülpt sich der Bandwurmkopf nach Verdauung der umgebenden Maus aus, bumm, Kreislauf vollzogen. Anderen Würmern fallen viel kompliziertere Sachen ein, einige sind viel direkter, aber letzlich profitieren die Endwirte durchaus auch von einer flächendeckenden Maßnahme gg Würmer.
JuRe hat geschrieben:Was sind durchdachte Kotuntersuchungen?
auch das kommt sicher auf die möglichen Infektionsquellen beim einzelnen Hund an. Die Abstände sollten sich nach der Präpatenz der möglichen Wurmart richten. eine Kotprobe ist nicht ausreichend, es sollten über drei Tage Sammelproben genommen werden und evtl eine Wiederholung nach 14 Tagen, um der Tatsache Rechnung zu tragen, daß viele Würmer nur intermittiernd eier abgeben. Zudem kann evtl nicht jede Eisorte mittels der gängigen Flotation (Eier schwimmen auf der Lösung auf) oder Sedimentation (Eier sinken zu Boden) gefunden werden. Also würde man die Kotproben besser einem Fachmenschen für sowas überlassen. Die wenigsten Praxen haben so einen. Da kann man mal ein paar SChnellverfahren machen, wie die beiden angesprochenen. Aber wie so oft ist ein negatives Ergebnis nicht beweisend. Wenn eier da sind, ja, dann ist der Rest klar: entwurmen. Sind keine da, kann es auch sein, daß gerade eben keine ausgeschieden werden oder daß die Nachweis-Verfahren nicht die richtigen sind.

Ganz pragmatisch halte ich regelmäßige Entwurmungen daher für den praktischeren Weg, mal vom Nutzen-kosten-aufwand abgesehen. Wem es die teuren Untersuchungen wert wären, dem Hund die eine oder andere WK zu ersparen, bitte, sicher ein konsequenter WEg. Aber eben nicht zweimal im Jahr das Beutelchen, das sonst in die "Doggy-puh-Tonne" fliegt, der TA-Helferin in die Had drücken. Das genügt nicht!

LG
Eddi
fragt mal nach einer halben Stelle in der Parasitologie...... :dog_wacko

Xantha

Re: Entwurmen

Beitrag von Xantha » Do 25. Aug 2011, 20:12

Also nachdem Eddi das hier so ausführlich erklärt und begründet hat, muss ich meinen Wurmkur-Plan noch mal überdenken.
Vielen Dank jedenfalls @Eddi

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Re: Entwurmen

Beitrag von lutz » Do 25. Aug 2011, 21:07

Hallo AT-Freunde,

denken ist immer gut. Das gilt auch für Wurm"kuren" über die man sich schon schlau machen sollte ohne gleich immer ohne Grund mit der Chemiekeule zu hantieren.
Deswegen möchte ich auch noch einmal aus dem Kapitel "Endoparasitosen"aus dem Standardwerk "Klinik der Hundekrankheiten" aus dem einführenden Absatz zitieren, in dem die vielfach allgemein üblichen Wurm"kuren" recht kritisch gesehen werden bzw. als sinnlose Vorbeugemaßnahme ohne entsprechemde Diagnose eines Wurmbefalls abgelehnt werden:

"Einige der Parasitenspezies sind als Zoonoseerreger gleichermaßen für Tierhalter und Tierarzt von Bedeutung.
Aber erst die ätiologische Diagnose, die mittels koproskopischen Untersuchungsmethoden gestellt wird, zeigt den Weg, um das für den jeweiligen Patienten indizierte Arzneimittel auszuwählen und bei Bedarf weitere Maßnahmen einzuleiten.
ABZULEHNEN SIND DIE IN DER PRAXIS BISWEILEN DURCHGEFÜHRTEN "ROUTINEMÄßIGEN" ENTWURMUNGEN ODER "PROPHYLAKTISCHEN" BEHANDLUNGEN; DENN SIE ENTBEHREN JEDER PARASITOLOGISCHEN UND MEDIZINISCHEN GRUNDLAGE".

Diese Einsicht kommt also nicht aus einer esoterischen Quelle sondern stammt aus einem anerkannten tiermedizinischem Lehrbuch und Standardwerk in dritter Auflage von 2006.


@ Eddi: Ja, diese hochgefährlichen Infektionskrankheiten verbreitenden Sexualhormone hat man eben schon 1883 ganz richtig erkannt, so etwas bleibt einem natürlich im Gedächtnis haften.

Hier vorbeugend auch gegen Bandwürmer zu kastrieren war wahrscheinlich genau so wirkungsvoll wie das umwickeln der Geschlechtsteile mit Toilettenpapier wie es bei einigen religeösen Selbstmordattentätern im nahen Osten üblich ist bevor sie sich in die luft sprengen, damit wenigstens noch etwas heile bleibt um im Paradies nach dieser Tat auch die versprochenen 72 Jungfrauen richtig zufrieden stellen zu können.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Zuletzt geändert von lutz am Do 25. Aug 2011, 21:44, insgesamt 2-mal geändert.
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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