Freddy hat geschrieben:Solche Angstzustände (besser: Ängstlichkeit) sind ja vollkommen diffus und nicht situationsgebunden, was soll es da bringen die arme Angel solchen Angstauslösern auszusetzen.
Hallo zusammen, hallo Freddy,
manche Ängste nach Angels Unfall waren diffus, die Angst vor lauten, metallischen Scheppergeräuschen waren aber sehr konkret.
Unter der Schwebebahn schepperts ordentlich, den Platz zum Üben fand ich als Vorschlag garnicht doof...nur mir war es „too much“...
Ob man das „Flooding“ nennt (diesen Begriff kannte ich bislang nicht) – In der menschlichen Verhaltenstherapie werden solche Dinge gemacht: Den Menschen mit seiner individuell schlimmsten Angst zu konfrontieren. Ganz massiv. Und ihn das solange durchstehen zu lassen, bis die Angst abnimmt. Mir ist dafür der Begriff „Angstexposition“ bekannt.
Angst fühlt sich schlimm an, bringt einen ansonsten organisch gesunden Menschen aber nicht um. Das sympathische Nervensystem kann nicht unendlich „Streß“ abfeuern, es wird irgendwann müde. Dann tritt eine körperliche Erschöpfung ein. Dies kann wohl bei Menschen mit Phobien u.U. dauerhaft helfen. Ist dann aber eben auch anderweitig „psychologisch“ begleitet...
Ich habe keine Ahnung, inwieweit man das auf Hunde übertragen kann. Vorstellen kann ich es mir im Grunde schon, vom physiologischen her.
Diese „Trainingsvorschläge“ bzgl. Angel habe ich sofort abgebrochen. (Wer weiß, vielleicht hätte es sogar geholfen?) Ich war jedoch in einem Stimmungsmischmasch aus : „nicht wirklich überzeugt von der Methode“... noch vielmehr Angst, Sorge und Mitleid um den Hund. Alle meine Unsicherheiten spürt der Hund ja ... also ging das schon mal garnicht.
Letztlich bin ich dann aber in ganz vielen Alltagssitutionen genauso „brutal “ mit Angel umgegangen. Ich habe sie abscheulich häufig „halbtot“ im Geschirr neben mir hergeschliffen .
Es tat mir furchtbar weh..., aber wie sollte es gehen? Dauerhaft im Haus lassen konnte ich die Maus ja nun nicht.
Zuhause war die Welt in Ordnung,, direkt vor der Haustür stürzte der Himmel über Angel. Das runde Straßenschild gegenüber veranlasste sie zur Todsstarre, genauso wie die die Blumenampel, ein schwerer Tontopf, der seit Jahren die seit Jahren vorm Haus hängt.
Dazu kam Panik vor der Leine (an der war sie festgebunden beim Unfall).
Mir hat dieser Hundetrainer damals geholfen, ...irgendwie so ganz entgegengesetzt, ich fand den „daneben“, aber er hat mir den Blick auf meinen Weg ermöglicht... Sein Rat war, Angel mit kurzer Leine eng an mich zu binden. Mein Bauchgefühl war, Angel ein erstes „Abstressen“ durch Flucht zu ermöglichen. Ich habe mir ne 7 m Flexi- Leine zugelegt, die hat uns damals sehr gute Dienste geleistet.
Ansonsten war mir damals total wichtig, viele Situationen in den Alltag einzubauen, in denen Angel einfach unbeschwert und relaxt ist... ihren inneren Frieden behält.
Ich schreibe diesen Roman, weil ich die Ratschläge, „unterhalb“ der Angstschwelle zu arbeiten und zu bestätigen, äußerst unpraktikabel finde.
Angst hat viele Formen.
Angel war nie ein nennenswert ängstlicher Hund. Sie zeigte nach dem Unfall auch keine „normale“ Angst...
...Bestenfalls war es massive Panik, im schlimmeren Fall verfiel sie in Todesstarre . Sie war in keinster Weise ansprechbar oder ""trainierbar".
Das ist nun schon lange ausgestanden. Ganz, ganz selten fällt Angel noch mal der Himmel auf den Kopf, dann hat sie kurzzeitig „normale“ Angst. Mit Schwanzeinkneifen, Ducken, etc... sie ist dann aber ansprechbar. Und dann ist auch alles trainierbar!
LG,
Barbara mit Angel