Hund "wehrt" sich

alle Fragen zur Hundeerziehung, Körpersprache, Kommunikation
Freddy

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Freddy » Mi 6. Okt 2010, 21:03

Hallo,

ich denke es wird nun wieder reichlich OT. Eure Standpunkte zu Kastration, ja oder nein sind sicher allen Lesern ausreichend klar geworden. Kastrationsthreads wo neue Erkenntnisse - falls es welche gibt - erörtert werden können, haben wir ja schon genug im Forum...
Persönliche Dinge gehören übrigens in die dafür vorgesehene PN.

LG
Freddy

Uschi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Uschi » Mi 6. Okt 2010, 22:42

Hallo Eddi,

ich sehe das Problem bei den Rüsseln woanders. Nämlich in ihrer "Niedlichkeit". Leute, die einen kleinen Hund wollen, finden sie sooooooooo süß und wollen einen haben. Die werden dann gehalten wie ein Schoßhund, haben nichts zu tun, werden überhaupt nicht erzogen, denn sie sind ja klein und süß und brauchen das nicht. Sie brauchen auch keine langen Spaziergänge, denn sie sind ja so klein. Eine Runde um den Block reicht so einem Zwerg doch.
Da kichern sie dann auch noch blöd, wenn der Niedliche einen großen Hund anmacht und finden das auch soooooooo süß und sooooooo mutig. :dog_angry

Was für ein Kaliber so ein Rüssel ist, ist denen doch überhaupt nicht klar. Auf unserem allerersten Hupla, damals noch mit unserer ersten AT-Hündin, war ein JRT-Rüde, der steckte beim Agility alle in die Tasche, aber um Längen. Dieser Rüde war überhaupt nicht aggressiv, frech, unverschämt, hypersexuell oder sonst was. Er hatte ernthaft was zu tun. Die HH achtete auch sehr auf seinen Gehorsam. Und im übrigen behandelte sie ihn wie einen wirklichen Hund und nicht wie ein süßes Spielzeug.

Ähnlich ist es bei den Westies. Ich kenne nur zwei Westies, die halbwegs normale Hunde sind. Alle anderen leben als Spielzeug und führen sich dementsprechend auf.

Viele Grüße
Uschi

Eddi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Eddi » Do 7. Okt 2010, 00:41

Hallo,

@Uschi
teilweise möcht ich dir zustimmen. Niedlicher Hund -> Erziehung den Bach runter, merk ich ja am eigenen Leib. Zirbel guckt süß und mein Vorsatz, in dieser Sache hart zu bleiben schmilzt dahin (aber nicht vollständig, was Zirbel sehr kränkt :dog_nowink ).
Ich sage ja auch nicht, die Hoden sind allein an allem schuld. Wie immer ist es sicher eine Kombination aus unterschiedlich zusammen gesetzten Gründen. Irgendwann verzahnt sich das alles so, daß man fast nur mnoch nach Sprenung des Knotens zu einer Lösung findet.
Ich habe ja hin und wieder auch das "Vergnügen" gehabt, den einen oder anderen Jacky zu "betreuen". Selbst bei einem jungen Burschen mit relativ rigorosem Herrchen ist so ein Hund manchmal eine Herausforderung. Aber dem kann man schon Herr werden.
Anders schauts mit solchen Modellen aus, die seit Jahren ihre Familie im Griff (und das teils wörtlich) haben. Da wurde uns mal ein Exemplar ausgehändigt (einschläfern wollte ich ihn nicht, obwohl er sich mehrfach krankenhauspflichtig an der kleinen Tochter und Oma vergriffen hatte), der griff mich an, als ich bloß am Körbchen -welches nicht seines war, hat er einfach besetzt- vorbei ging. Ich will keine Einzelheiten schildern (FSK ab 18! :dog_wink ) aber nachdem er "eingenordet" war, kam er in eine Familie mit Kindern in eben diesem Alter. Es gab nie mehr wieder Probleme, nachdem er einmal -vergeblich- versucht hatte das Ehebett zu annektieren. Man war konsequent mit ihm und gerecht (wobei das der Hund vielleicht abweichend sehen würde :dog_wink ) und das hat geklappt.
Natürlich treten viele Probleme erst gar nicht auf, wenn solche Hunde von klein auf vernünftig erzogen werden. Aber dazu sind eben viele Leute nicht in der Lage und wohin dann mit all diesen ungezogenen Kötern?

Ich denke auch, daß viele dieser kleinen Rassen, insbesodere die Terrier, züchterisch in vielerlei Hinsicht nicht mehr "normal" sind. Die übersteigerte Triebhaftigkeit -sei es nun Sexualtrieb oder Jagdtrieb oder sonst einer- ist mE einer züchterischen körperlichen Deformation durchaus gleichzusetzen. Über gschumpterte Mopsnasen regen wir uns auf, gschumpertes Sozialverhalten soll "echt" sein? Ne, ne, in die Hundeseelen hat der Mensch genauso eingegriffen, wie in Hundenasen, -ohren usw.

Ich kenne durchaus (unkastrierte!) Jackys, Westies etc, die wie Hunde erzogen wurden und weitgehend wie diese im sozialen Leben agieren. Aber alles theoretisch machbare nützt nix, wenn es dem Menschen am anderen Ende der Leine nicht gegeben ist, es umzusetzen. Man kann ja auch nicht per Gesetz vorschreiben, daß sich solche Leute erstmal einen "leichter erziehbaren" Hund anschaffen.
Und dann sehe ich (um dieses leidige Reizthema nochmal kurz zu streifen) es eben als das kleinere Übel, da anzusetzen, wo es geht, als die Nachbarschaft tyrannisieren zu lassen, letztlich auch die Gesundheit des fehlgeleiteten (warum auch immer) Zwerges zu schützen.

Die Ideallösung würde beinhalten, daß Hunde mit körperlichen und wesenmäßigen Defekten erst gar nicht gezüchtet würden, daß doofe Menschen keine Hunde bekämen und daß die noch übrigen Menschen vor Anschaffung eines Haustieres in dessen Bedüfnisse und Erziehung eingeweiht würden.
Ich schätze, der Mars ist bewohnt, ehe das auch nur halbwegs umgesetzt ist......

LG
Eddi

Uschi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Uschi » Do 7. Okt 2010, 00:57

Hallo Eddi,
Eddi hat geschrieben:züchterisch in vielerlei Hinsicht nicht mehr "normal" sind.
Jackies sind noch nicht so lange in Mode, dass ich denke, dass da schon so viel angerichtet werden konnte. Bei den Yorkshires ist das wahrscheinlich schon eher so. Aber eine Verantwortung hat der Züchter schon, ja. Er könnte seine potentiellen Welpenkäufer besser aufklären über die "niedliche" Rasse, von der sie unbedingt einen haben wollen. Deren Irrtum versuchen zu berichtigen. Der JRT ist kein niedlicher Schoßhund, auch wenn er wirklich süß aussieht. Das sollte den Leuten von verantwortungsvollen Züchtern wirklich deutlicher gemacht werden.
Aber es gibt sicher auch genauso "Züchter", die auf der JRT-Modehundwelle gerne mitschwimmen, bzw. welche, die erst "Züchter" geworden sind, nachdem sie einen Markt sahen.:dog_sad
Eddi hat geschrieben:Und dann sehe ich (um dieses leidige Reizthema nochmal kurz zu streifen) es eben als das kleinere Übel, da anzusetzen, wo es geht, als die Nachbarschaft tyrannisieren zu lassen, letztlich auch die Gesundheit des fehlgeleiteten (warum auch immer) Zwerges zu schützen.
Bei diesem Reizthema sind wir uns nicht einig, aber das weißt Du ;-)

Eddi hat geschrieben:Ich schätze, der Mars ist bewohnt, ehe das auch nur halbwegs umgesetzt ist......

Ich fürchte, Du wirst Recht behalten..... :dog_wacko



Liebe Grüße
Uschi

dogkiki

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von dogkiki » Do 7. Okt 2010, 06:58

Jackies sind noch nicht so lange in Mode, dass ich denke, dass da schon so viel angerichtet werden konnte.
Hallo Uschi,

ich glaube hier geht es nicht umbedingt um "Modehund". Die Züchtung einiger Rassen im Allgemeinen bringt Probleme für ein Zusammenleben als Familienhund mit sich. Da eben ein Übermaß an Triebhaftigkeit usw. reingezüchtet würde, welcher schwer oder gar nicht zu handeln ist für den Durchschnittshundehalter. So habe ich Eddi verstanden ....

LG,
Kirsten

Eddi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Eddi » Do 7. Okt 2010, 10:19

:brav ah Kirsten, endlich mal jemand, der mich versteht.... :dog_wink :dog_wink
ein Übermaß an Triebhaftigkeit usw. reingezüchtet würde, welcher schwer oder gar nicht zu handeln ist für den Durchschnittshundehalter.
Ja, genauso meinte ich das. Wer würde denn zB einen Dt. Jagdterrier als idealen Familienhund empfehlen?

Abgesehen davon sind Jackys sehr wohl Modehunde. Allerdings fasse ich darunter nicht nur das, was "reell und verantwortlich" gezüchtet wird, sondern sämtliche krummbeinigen, kläffigen Hunde zusammen, die unter diesem oft weit hergeholten Begriff JRT unter die Leute gebracht werden. In Reitställen fing die Modeeerscheinung an und breitete sich flächenbrandartig auf unbedarfte Familien aus. Ich kenne einige dieser Hinterhofmassenvermehrten Exemplare, die als idealer Kleinkind- u Familienhund völlig unsozialisiert von Leuten verkauft wurden, deren Adresse sich mit der erstaunlich hohen Wurffrequenz ändert.... :dog_wacko Nicht, daß es nicht andere Rassen gäbe, denen es genauso oder schlimmer ergeht. Der Jacky ist ja nur ein m.o.w. zufälliges Beispiel.

Natürlich ist das alles richtig, was Ihr sagt, es entlastet den Käufer nicht im geringsten, sich vorher kundig zu machen. Aber glaubt mir, Hundehalter, die sie so engagiert sind, wie zB in unserem Forum, sind die Ausnahme. Was glaubt Ihr, warum Freitags mein Frustpegel am höchsten ist?
Nicht nur Hunde, auch andere Haustiere und ganz besonders die stillen kleinen Nager, die sich gar nicht äußern können, weil auch niemand im Geringsten ihre Verhaltensweisen zu interpretieren vermag, werden unbedacht angeschafft, unbedarft gehalten, billig muß alles sein, stören darfs nicht und ausgesetzt, weggeschmissen, im TH abgegeben (akute Ferienbeginn-Allergie) sind die Billig-Wegwerfprodukte der Heimtier-Industrie fix.
Das dreifarbige Kätzchen im "Hund-u-Katz"-Thread lag eines morgens als ich von den Ponys kam als halbpfündige Kartonware vor der Praxistür, platt, Beckenfraktur. Was sollte ich tun, die Billiglösung, etwas T 61? Naja, ich hab eine halbe Planstelle am Stall als Mäusekiller eingerichtet. Becken ist inzwischen wie man sieht wieder heile. Wem soll ich das in Rechnung stellen? Tierschutz, TH, Gemeinde? Die bedanken sich und zahlen günstigstenfalls die Euthanasiekosten. Solche Kätzchen sind eine Folge von unkastrierten Katzen, überzählig, wild, krank... neiiiin, andere Baustelle, kaum mit der anderen Reizfrage zu vergleichen :dog_wink

Es ist schon richtig, ich sehe oft die guten Beispiele nicht, aber selbst wenn ich die hochrechne, genügt mir der Blick hinter manche Kulisse, der anderen Leuten (zum Glück?) oft vorenthalten ist. Manchmal gerät mein Glaube an das grundsätzlich Gute im Menschen arg ins Wanken und zwar im Alltag, gar nicht bei den "schlimmen" medienwirksamen Begebenheiten. Dann wünsch ich mir eine einsame Insel.....

Und jetzt jemanden der auf's Thema zurück kommt.... :dog_rolleyes

LG
Eddi

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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von lutz » Do 7. Okt 2010, 12:07

Hallo AT-Freunde,

Ja mit den Trieben und der Hundeerziehung ist es so eine Sache für sich.
Es ist im Prinzip egal welche der vielen Hunderassen davon mehr oder weniger betroffen sind:
Terretoriale Aggressivität, Wachsamkeit und Schutztrieb kann man genau so wenig durch eine Kastration beeinflussen wie den Jagdtrieb.
Aus meinen langjährigen Erfahrugen und Gesprächen mit allen möglichen Hundehaltern habe ich die Erkenntnis gewonnen dass es gerade häufig bestimmte Hundehalterinnen sind die zwischen einem ganz normalen Sexualtrieb eines Rüden und einer echten Hypersexualität nicht unterscheiden können.
Schon wenn ein Rüde ganz normales Interesse am anderen Geschlecht zeigt wird das von diesen Frauen als krankhafte Hypersexualität ausgelegt und die Hoden müssen weg.
Ganz klar das bei solcher Denke auch solches zu passieren hat bevor bei Erziehungsschwierigkeiten über eigenes Unvermögen nachgedacht wird.

Leider finden sich hier immer wieder dankbare Tierärzte die der Monetik wegen diese vom Hundebesitzern vertretene Meinung uneingeschränkt gerne teilen, die Hand aufhalten, und statt aufzuklären kastrieren.
(Ein Thema dass ich übrigends schon öfter mit einer TÄ diskukiert habe die morgends vor der Praxiseröffnung ein paar mal in der Woche mit ihrer Hündin den gleichen Weg geht wie Joker und ich).
Der Hamburger Tierarzt Dirk Schrader hat hier im Internet eine Seite in der aus einem Gespräch mit einem bekannten Menschenarzt dessen Meinung zitiert wird dass er in den Knast wandern würde wenn er sich seinen Patienten gegenüber so verhalten würde wie es so mancher TA tut.

Vielleicht wäre es ja auch mal eine dankbare Aufgabe für unser Forumsmitglied Elvi als (Industrie)psychologin, wenn sie mit ihrer Hündin Uschi mal wieder in ihrem Kräutergarten sitzt, darüber nachzudenken und uns aufzuklären was die von mir o.a. Hundehalterinnen reflektieren und antreibt so schnell bei ihren Hunden zum Messer als Problemlöser greifen zu lassen.


Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

Sparta

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Sparta » Do 7. Okt 2010, 14:56

lutz hat geschrieben: Der Hamburger Tierarzt Dirk Schrader hat hier im Internet eine Seite in der aus einem Gespräch mit einem bekannten Menschenarzt dessen Meinung zitiert wird dass er in den Knast wandern würde wenn er sich seinen Patienten gegenüber so verhalten würde wie es so mancher TA tut.
Dass Tierärzte Menschen kastrieren, wäre mir jetzt neu. Aber auch wenn es Forumsmitgleider gibt, die den Hund für einen besseren Menschen halten, ist und bleibt der Hund ein Tier. Gleichmacherei dient keinem, auch beim Thema Kastration nicht.

Aber ich glaube, mittlerweile hat Dich jeder verstanden. Du bist gegen Kastration, oder?

Michael

NADINE01

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von NADINE01 » Do 7. Okt 2010, 15:27

Hallo,
ich finde, dass es zu dem Thema Kastration nicht pauschal ein für oder gegen geben muss. Sicherlich wird der Grund für eine Kastration leider oft über Defizite in der Erziehung gerechtfertigt. Hier ist es natürlich auch in erster Linie in der Verantwortung des Besitzers und des TA einzuschätzen, ob dieser Hund ein angenehmeres Leben führen kann, ohne übermäßiges Testosteron in seinem Körper… Was ist persönlich schade finde, ist, dass viele Besitzer den Hund nicht erst mal spritzen lassen, um zu sehen, ob eine Kastration überhaupt nötig ist…Ich habe in meinem Kundenkreis schon einige Hunde erlebt, deren Lebensqualität durch eine Kastration tatsächlich verbessert werden konnte. Wenn ich so darüber nachdenke, waren es oft die eben beschriebenen Jack Russel oder -Mixe...

Viele Grüße,

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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von kenzo » Do 7. Okt 2010, 16:11

Hallo,

also ich wollte zum Thema Kastration eigentlich nichts sagen. Ein AT Rüde der auf alles losging, was männlich und nach Hund aussah, wurde im Alter von 8 Jahren kastriert.

Der TA war der Meinung, dass er dann ruhiger würde. Es hat sich überhaupt nichts verändert. Dieser Rüde war bis zu seinem Tod mit 10 Jahren durchgeknallt und machte weiterhin alle anderen Rüden an.

Erziehung ist durch nichts zu ersetzen!

Gruß
Uli
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

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