Hund "wehrt" sich

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Sparta

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Sparta » Do 7. Okt 2010, 16:51

kenzo hat geschrieben: also ich wollte zum Thema Kastration eigentlich nichts sagen.
Hat ja super geklappt ;)
Erziehung ist durch nichts zu ersetzen!
Richtig!!!!!!!!!!!! Aber auch die stößt an Grenzen.

Michael

Freddy

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Freddy » Do 7. Okt 2010, 17:50

Hallo zusammen,

ich hatte schon ernsthaft befürchtet es würde hier langweilig... ;)

Nadine hat es ganz wunderbar auf den Punkt gebracht:
NADINE01 hat geschrieben:ich finde, dass es zu dem Thema Kastration nicht pauschal ein für oder gegen geben muss.


und auch das sollte man vor einscheidenden Maßnahmen berücksichtigen:
NADINE01 hat geschrieben:Was ist persönlich schade finde, ist, dass viele Besitzer den Hund nicht erst mal spritzen lassen, um zu sehen, ob eine Kastration überhaupt nötig ist…

Wir sprechen hier von aggressivem Verhalten bei Hunden deren Ursachen und Lösungsansätze für diese Probleme.
Für Verhaltensstörungen gibt es viele verschiedene Ursachen. Hier die zusammengefasste Meinung des Institutes für Tierschutz, Tierverhalten und Labortierkunde der Freien Universität Berlin:

Entscheidende Faktoren zur Verhinderung aggressiven Verhaltens sind deshalb die Sozialisation mit Hunden, mit Menschen und das Gewöhnen an die Umwelt in der Welpenphase zur Verhinderung von Angst und Unsicherheit und die Befriedigung rassespezifischer Bedürfnisse. In diesem Sinne ist eine nicht rassegerechte Haltung oder auch eine Unterforderung des Hundes ein verhinderbarer Grund für aggressives Verhalten oder für als Copingstrategien zu verstehende Stereotypien.

Quelle:Hier klicken!

In den allermeisten Fällen von hundlicher Aggression liegen also Fehler des Menschen vor! Ob man diese Fälle mit Schnipp-Schnapp lösen kann?

Wenn Hormonprobleme wirklich die ganz große Rolle spielen würden, gäbe es ja auch kaum Beißunfälle mit Hündinen bzw. Kastraten, das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Durch den neusten Beißunfall hier im Forum leider mal wieder bestätigt. Da hatte ja eine Hündin zugebissen und zwar richtig...

LG
Freddy, der sich fragt, ob man da auch was chirurgischen Maßnahmen bewirken könnte.

Uschi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Uschi » Do 7. Okt 2010, 18:26

Freddy hat geschrieben:LG
Freddy, der sich fragt, ob man da auch was chirurgischen Maßnahmen bewirken könnte.
Auch bei Hündinnen wird von machen TÄ so argumentiert. Kastrieren lassen, dann wird sie gaaaanz lieb. So versuchte man eine in der Nachbarschaft lebende DSH "zahm" zu bekommen, die schon aggressiv auffällig geworden war. Die Leute haben dem TA geglaubt und haben gehofft.

1/2 Jahr nach der Kastration biss sie einen intakten Yorkshire-Rüden fast zu Tode. Er kämpfte eine Woche lang um sein Leben.
Ich habe diesen Vorfall mit eigenen Augen gesehen. Es war schrecklich.


LG
Uschi

Anneliese

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Anneliese » Do 7. Okt 2010, 18:30

Moin!

AM ANFANG STEHT ERZIEHUNG!

Das bestreitet ja niemand. Aber offenbar sind sehr viele HH dieser Aufgabe nicht gewachsen, Testosteron nicht zu unterschätzen - und es bleibt für
mich immer noch die Frage - was soll der Hund mit ALLEM - wenn er ES doch nicht benutzen darf.
Es ist nicht natürlich einen Hund zu halten - ihm das wichtigste mit, zu verbieten und dann noch zu behaupten das dieses Artgerecht und Natürlich ist.
Das ist für mich Heuchelei.
Lebt der Rüde, der nicht zur Deckung vorgesehen ist, dann nicht besser ohne?
Und wenn nicht - was hat er denn von dem ganzen Stress?

Ich glaube nicht, dass heute noch ein TA einen 8-jährigen Rüden kastriert und behauptet, dass er dann ruhiger wird,
da man inzwischen weiß, dass DAS nur bei jungen Tieren funktioniert.

Und bei Hündinnen ist das mit der Beisserei wieder eine andere Geschichte... und ganz erfahrene HF behaupten auch hartnäckig,
das ein Rüde leichter zu erziehen ist, als eine starke, selbstbewusste Hündin.
Der Rüde gibt irgendwann auf und macht SITZ, wenn das denn unbedingt gewünscht ist. (Nur ein Beispiel)
Die Hündin die nicht SITZ machen will, mach heute SITZ, um ihre Ruhe zu haben -
und morgen - am Dienstag - fängst Du wieder von vorne an.

Liebe Grüße
Anneliese - die es aus tierschutzgründen machen lies - mit Bente, die stressfrei leben darf...

:dog_wub - wir hatten ja mal ein K-Thema - das unvollendete...

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kenzo
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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von kenzo » Do 7. Okt 2010, 23:36

Hallo zusammen,

ich habe mich in dem K-Thread bewusst zurück gehalten, wollte mal sehen, welche Argumente pro und contra von Euch kommen!
Bente: Ich glaube nicht, dass heute noch ein TA einen 8-jährigen Rüden kastriert und behauptet, dass er dann ruhiger wird,
da man inzwischen weiß, dass DAS nur bei jungen Tieren funktioniert
Ich möchte hier auf keinen Fall alle Tierärzte in die gleiche Schublade stecken.
Nur leider ist es so, dass der von mir angeführte Fall tatsächlich stattgefunden hat. Der Rüde spurte, wenn ich ihn an der Leine hatte vor und nach der Kastration, nur nicht bei seinen Besiztern. Und ich möchte nicht wissen, wie viele TÄ den Halter suggerieren, dass wenn der Hund erst mal kastriert ist, sich die bisherigen Probleme in Luft auflösen. Der gleiche TA hat dieses Jahr eine kleine Labradoodle-Hündin bereits mit 6 Monaten sterilisiert. Diese mittlerweile kräftige Hündin kriecht meinen Hunden und auch mir absolut devot entgegen. Warum? Dieses arme Wesen ist immer noch vom Kopf her ein Welpe, sie durfte nie eine Frau werden, sie wird bis zu ihrem Tod vom Kopf her da bleiben wo sie mit 6 Monaten stehen geblieben ist!

In meinem Hause lebt ein intakter Rüde und eine junge Hündin, die gerade die ZZP bestanden hat. Kenzo ist absolut lieb und sozial zu anderen Rüden, so lange er nicht von diesen belästigt oder gar angegriffen wird. Er hat schon den einen oder anderen Rüden auf den Rücken geworfen, aber es gab nie einen Zwischenfall bei dem sein Gegner tierärztlich behandelt werden musste. Kiwi wurde auf der ZZP bescheinigt, dass sie sich absolut sozial gegenüber anderen Hunden verhält.
Woher kommt das? Nur durch Erfahrungen in der Welpengruppe, durch die Arbeit auf dem Hundeplatz oder vielleicht auch durch die Erziehung?!

Sicher kann man es sich und ich sehe dies nur aus der Sicht des Menschen leichter machen indem man den Hund vor oder kurz nach dem Eintreffen der Geschlechtsreife sterilisiert. Man hat nicht mehr die Sauerei im Hause mit der läufigen Hündin und auch dem "Rüden" ist es völlig egal, wenn Nachbars Hündin läufig ist.
Der Gewinner aus dieser Situation ist m.E. nach nur der Mensch und nicht der Hund!

Eine Kastration durchzuführen wegen eines mangelhaften Willens oder Vermögens der HH die Hunde richtig zu erziehen ist für mich nicht nachvollziehbar!

Eine gute Nacht wünschen
Uli mit K&K
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

Freddy

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Freddy » Fr 8. Okt 2010, 11:25

Hallo zusammen,
Anneliese hat geschrieben:Es ist nicht natürlich einen Hund zu halten

Das sehe ich etwas differenzierter. Wenn wir darüber diskutieren wollen müssten wir natürlich ( ;) ) erst mal den Begriff "natürlich" definieren....vielleicht in einem neuen Thread. ;)
Anneliese hat geschrieben:Moin!
....bleibt für mich immer noch die Frage - was soll der Hund mit ALLEM - wenn er ES doch nicht benutzen darf.
....Lebt der Rüde, der nicht zur Deckung vorgesehen ist, dann nicht besser ohne?
Und wenn nicht - was hat er denn von dem ganzen Stress?
Diese Körperteile sind ja nicht nur für die Fortpflanzung vorgesehen...sie haben auch noch viele andere Aufgaben. Manche kennen wir vielleicht noch gar nicht...
Früher wurden ja auch gerne standartmäßig verschiedene "unnütze" Körperteile entfernt. Blindarm, Mandeln usw. .... später hat man erkannt, dass kaum ein Rädchen im "Uhrwerk" Mensch gänzlich unnütz ist. Ohne "Not" (1) würde man beim Menschen heute nichts mehr rausschneiden...keine Op ist ganz ohne Risiko....auch das sollte man nicht vergessen. Die Katze meines Bruders ist bei einer Zahnsteinentfernung gestorben....

(1) mit "ohne Not" meine ich medizinische Indikationen oder auch gravierende Verhaltensprobleme die ursächlich mit z.B. der Hormonproduktion zusammenhängen. Das könnten für mich legitime Ausnahmen sein.

LG
Freddy mit Felix der "mit" keinen Stress hat und keinen Stress macht :brav .

Anneliese

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Anneliese » Fr 8. Okt 2010, 12:11

Moin!
Freddy mit Felix der "mit" keinen Stress hat und keinen Stress macht
Wollte jetzt nicht so verstanden werden, das DAS standartmäßig gleich immer ab muß - man! :dog_biggrin


Liebe Grüße
Anneliese mit Bente

Sparta

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Sparta » Fr 8. Okt 2010, 12:33

Warum schießen einige Kastrationsgegner immer und immer wieder gegen Tierärzte?. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie hier keinen Gegner haben. Denn keiner behauptet, dass die Kastration Erziehungsprobleme löst, die nicht hormonell verursacht werden. Und die Beispiele - kastrierter Hund zerfleischt anderen Hund, kastrierter Hund ist devot und und und - nerven irgendwie. Jeder kann Beispiele nennen, die die eigene These unterstützen. Das funktioniert bei jedem Thema, ob Ossi gegen Wessi, Migranten gegen Deutsche oder was auch immer. Nur fundiert ist das nicht.

Zurück zum Thema.

Unsere beiden sind bestimmt keine Helden, aber sie setzen sich schon zur Wehr, wenn aufgeritten wird. Je älter sie werden, desto öfter und nachhaltiger machen sie das. Sie sind überhaupt nicht agressiv. Kommt es mal zu Auseinandersetzungen mit anderen Hunden, die selten sind, so mischen wir uns nicht ein. Ist der andere Hund nicht angeleint, so ist das Ableinen sicherlich das beste, weil sie dann ohne verlängerten Arm selbst entscheiden können. Aber das wurde ja bereits mehrfach geschrieben. Was ich nicht verstehe, ist, wenn mehrere (i. d. R.) kleine Hunde kleffend angreifen. Gerade letzten hatten wir so einen Fall mit 3 Jack Russelses, wobei die Halterin (Züchterin) erwartete, dass Levi (der verschreckt reagierte) eine Ansage macht. Weil drei Hunde anscheinend nicht genug waren, leinte sie noch ihren 4. Hund ab, der sich dann auch auf unseren Hund stürzte. Daraufhin efolgte eine klare Ansage; allerdings nicht von der Züchterin, auch nicht von Levi, sondern von uns.

Michael

Eddi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Eddi » Fr 8. Okt 2010, 13:13

Hallo Michael,
Daraufhin efolgte eine klare Ansage; allerdings nicht von der Züchterin, auch nicht von Levi, sondern von uns.
jep! Da ist man als Rudelchef im Obligo. Wenn's sonst keiner tun will, einer muß sich ja die Stiefel schmutzig machen :dog_wink
So was habe ich auch schon öfter erlebt: eine Horde Fußhupen stürtzt sich auf einen großen, wehrt der sich und an so einem kleinen geht was kaputt, ist der große der Böse. Was in Gotts namen erwarten die Leute? So friedlich, daß man alles hinnimmt kann nicht jeder Hund zu jeder Zeit sein.

Kim war schon alt, als wir einer Frau mit nen Staff und einem Schäfermix begnet sind. Rough beschäftigt irgendwo weiter weg, der Staff ohne Ansatz auf Kim losgegangen, Kims Schrecklaut reichte ganz offensichtlich bis zu Rough, die im Tiefflug auf den Staff stürzte, mitsamt diesem im Graben landete und ihn dort zur SChnecke machte. Zwischenzeitlich ging der andere Hund auf Kim los, die aber nun aufgepasst hatte und ihrerseits den Schäfermix mit Schulterwurf am Weg festnagelte.
Frauchen kreischend, ich sah nur wenig Blut und hab mal abgewartet. Beide anderen Hündinnen bissen im Liegen um sich, der Staff ging von unten, als ich Rough im Glauben, es sei vorbei, abrief wieder los. Nun gut, meine Hunde hatten diesmal die kleineren Löcher, aber wer wer nun auf der Hundewiese der Aggressor? Die Airedale-Terrier! Fortan wurden wir blöd angemacht, wenn diese Clique (das waren ein paar Leute, die ins voll vorverurteilende Staff-Profil passten) uns begegntete.

Ich weiß gar nicht, was mir passiert wäre, häte ich Kim helfen müssen, denn der Staff hat richtig zugelangt und einfach versucht durchzubeißen. Entweder hätte ich ordetliche Löcher gehabt oder ich wäre von diesem Pack bei nächster Gelegenheit verdroschen worden, weil ich mich und meine Hunde verteidigt hätte. Zum Glück war ich auf diese Hundeausgeh-Option nicht angewiesen.

LG
Eddi

Uschi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Uschi » Fr 8. Okt 2010, 13:43

Sparta hat geschrieben:Denn keiner behauptet, dass die Kastration Erziehungsprobleme löst,
Es ist leider so, dass viele TÄ das behaupten (s.o.) und damit entsprechende Erwartungen hervorrufen. Und vor allem tun das auch diverse "Hundeschulen" :dog_sad

In diesen "Hundeschulen" wird einem beim ersten Gespräch mitgeteilt, dass der Hund, egal welchen Geschlechts, auf jeden Fall besser zu "handhaben" sei, wenn er kastriert ist. Dass man weniger Erziehungsprobleme haben wird, der Hund auf jeden Fall ruhiger und williger sein wird. Je früher der Hund kastriert wird, desto einfacher wird man es haben.

Ja, und die Leute glauben das leider.

Auch wenn diese sogenannten "Trainer" mit einem Problemfall konfrontiert werden, ist die erste Maßnahme, den Hund erstmal zum Kastrieren zu schicken :nein
Sparta hat geschrieben:kastrierter Hund zerfleischt anderen Hund,
Diese DSH hätte den Yorkshire auch unkastriert halb tot gemacht.

Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass leider auch von manchem TA die Erwartung vermittelt wird, mit der Kastration Erziehungsprobleme lösen zu können.



Viele Grüße
Uschi

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