Hund "wehrt" sich

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Eddi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Eddi » Do 30. Sep 2010, 20:19

Hallo,

zur Eingangsfrage: ich würde meinem Hund das Zurückknurren auch nicht verbieten. Aber zwischen knurren und kloppen ist ja ein Stück Weg, wörtlich oder auch im übertragenen Sinne.
Freilaufende Hunde können via Körperhaltung sehr viel besser kommunizieren, als angeleinte. Die Leine vermittelt den meisten auch ein (trügerisches?) Sicherheitsgefühl.
Desweiteren stachelt es Hunde eher auf, wenn sich der "Chef" kreischend und schreiend einmischt. Wenn ich sicher bin, meinen Hund abrufen zu können tu ich das auch dann unaufgeregt, sonst lasse ich es und versuche mit dem anderen Hundebesitzer die Tiere ruhig auseinander zu pflücken. da der andere aber meist ebenso hysterisch ist, wie sein Hund macht das leider selten Sinn. Wenn meiner hört pflücke ich je nach Größe halt den Gegner ab und halt ihn solange in der Luft (gern nehme ich ihm dieselbe dabei etwas :dog_tongue ), bis Papa oder Mama den entgleisten Liebling wieder angeschnallt hat.

Als Chef vorher verhindern, daß was passiert.
Ich sage meinem Hund, "nein!", nehme ihn auf meine dem Angreifer abgewendete Seite, so daß ich in der "Schuß"linie stehe. Dann gehe ich in "dominanter" Haltung an dem anderen vorbei. Das zeigt diesem, daß ich hier das sagen habe, meinem Hund, daß er sich gut hinter mir halten kann, denn ich erledige ja den Job der Rudelintegritätswahrung. Und Phase zwei funktioniert, wie von Freddy beschrieben, auch wenn statt der Wanderstiefel grad nur Birkis zur Verfügung stehen.
Ich gerate aber zugegeben selten in Panik, wenn Hunde aneinander hoch gehen. Notfalls rette ich meinen auf jeden Fall, meistens passiert außer Getöse eh nicht viel und drittens kann man das iA auch schnell erkennen, bloß Nerven brauchts ein paar dafür.

Beim Reiten läuft Zirbel frei, da kann sie selber die Nähe zum anderen Hund wählen und man kann wunderbar sehen, wie sie abschätzt, stets höflich, stets deeskalierend agiert, Bogen läuft, Blick abwendet, SChnuppern anbietet. Die meisten Hunde, die an der Leine toben, gehen, wenn die Besitzer halbwegs neutral bleiben, darauf ein. Ansonsten kann Zirbel ja gut ausweichen. Nah an Verkehrswegen würde ich sie aber bei Fuß oder an die Leine nehmen, lieber mal ein Bißloch, als ein platter, über die STraße gejagter Hund; auch wenn Zirbel notfalls inzwischen eher unters Pferd krabbelt, alldieweil ich dieses auf den Angreifer hetze (macht echt Spaß, Dog-Chasing, :twisted: ).
Dadurch kommt sie sehr viel auch mit fremden Hunden in Kontakt. Bislang sind die "guten" Begegnungen ganz klar in der Überzahl.

LG
Eddi
würde das kleine zarte Zirbelmonster immer verteidigen

Freddy

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Freddy » So 3. Okt 2010, 20:09

Hallo zusammen,
Gitti1507 hat geschrieben:
Wird er aber von einem Rüden in seiner Grösse "angemacht"- dann "wehrt" er sich. D.h. er knurrt zurück und im allgemeinen beginnt dann eine Rauferei.
ich möchte dazu noch etwas ergänzen:

Felix ist Artgenossen gegenüber der verträglichste Hund den ich je hatte. Er geht jedem Streit wenn möglich aus dem Weg.
Vor ein paar Tagen kam uns ein JR Terrier freilaufend entgegen. Ich nahm also Felix, der unmittelbar neben mir ging, auch nicht an die Leine. Als der JR uns erreicht hatte, begann er ohne Umschweife Felix Genitalbereich abzuschnüffeln. Und ich traute meinen Ohren kaum: Felix ließ ein tiefes, durchaus ernstes Knurren vernehmen. Der JR-Besitzer der das Knurren gehört hatte, grummelte: "Meiner will doch nur Hallo sagen und spielen...und unausgesprochen fügte er hinzu "und ihrer wird gleich aggessiv..."
Um die Situation schnell zu entschärfen, ließ ich Felix gleich "bei Fuß" gehen und wir entfernten uns...nichts weiter passiert. Aber ich hätte meine Hand nicht mehr allzu lange für ihn ins Feuer gelegt...

Ich habe mir dann über den Vorfall meine Gedanken gemacht. Warum hatte Felix "angefangen"...hmm... hatte er überhaupt "angefangen"? War das überhaupt aggressives Verhalten seinerseits?

Zwei Beispiele:
Stellt Euch folgenden Fall vor: Eine Frau fährt in der Straßenbahn und ein Mann stellt sich, obwohl Platz genug wäre, direkt neben sie. Womöglich stellt er sogar Körperkontakt her.....wenn die Frau ihm nun, nachdem sie ihn nachdrücklich und vergeblich aufgefordert hat, diese Vertraulichkeiten zu unterlassen, ihm völlig zu Recht eine Ohrfeige verpasst, würde doch auch niemand die Schuld bei der Frau suchen. Oder sie gar als hysterische, aggressive Zicke bezeichnen...
Sie hat sich nur auf die grenzenlose Unhöflichkeit des Mannes reagiert.

Mir fällt dazu noch ein aufdringlicher Autohändler ein. Er hat beim Verkaufsgespräch zwar nicht meinen Genitalbereich beschnüffelt ;) aber beim Gespräch kam er mir ständig näher und näher. Wenn ich den Abstand, schon merklich genervt, vergrößert habe, kam er wieder näher. Ich empfand sein permanentes Unterschreiten meiner Individualdistanz, trotz seines freundlichen Gesichtes, als extrem unangenehm und hätte fast meine gute Erziehung vergessen...

Ich denke, ihr wiss jetzt wie das meine. Nicht Felix hat angefangen, sondern die kleine freche Fußhupe hat ohne jede Höflichkeit seine Individualdistanz unterschritten und ist quasi in seine Intimsphäre eingedrungen. Das würden wir uns auch nicht gefallen lassen oder?
Nicht der Hund der als erster knurrt ist immer der Bösewicht... :dog_nowink

LG
Freddy mit Felix

Uschi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Uschi » So 3. Okt 2010, 21:32

Hallo Freddy,

kam der JRT angerannt?

Kommt ein Hund frontal auf Wijnta zugerannt, wird sie ziemlich grantig.

LG
Uschi

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Barica
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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Barica » So 3. Okt 2010, 21:44

Freddy hat geschrieben:Stellt Euch folgenden Fall vor: Eine Frau fährt in der Straßenbahn und ein Mann stellt sich, obwohl Platz genug wäre, direkt neben sie. Womöglich stellt er sogar Körperkontakt her.....wenn die Frau ihm nun, nachdem sie ihn nachdrücklich und vergeblich aufgefordert hat, diese Vertraulichkeiten zu unterlassen, ihm völlig zu Recht eine Ohrfeige verpasst, würde doch auch niemand die Schuld bei der Frau suchen. Oder sie gar als hysterische, aggressive Zicke bezeichnen...
Sie hat sich nur auf die grenzenlose Unhöflichkeit des Mannes reagiert.
Hallo Freddy,
...ganz schlechtes Beispiel! So tickt unsere Gesellschaft leider garnicht. Die Straßenbahn kann vollbesetzt sein, Zeugen wird es trotzdem wenige bis keine geben, wenn es darauf ankommt. Zumeist wird die Frau "Schuld" haben. ...Schon oft genug ähnliches erlebt... :dog_wacko

Ich lasse Angel andere Hunde anknurren, wenn ihr danach ist. Sie ist allerdings auch ein Friedensengel, von sich aus nicht auf Krawall aus. Hündinnen mag sie generell. Lautstark angemeckert werden fremde Rüden, die ihr am Hinterteil schnuppern wollen. Da tobt und schäumt sie auch schonmal wutschnaubend... :dog_nowink
Ich betrachte das eher als weibliches "Dominanz ?"- Spielchen ihrerseits, die Rüden unterwerfen sich in der Regel " scheinbar", lassen sich ein paar Unverschämtheiten gefallen und gut ist. Ich glaube, irgendwie mögen die Rüden das Spielchen auch... Bei der nächsten Begegnung wirkt es dann meist "netter" aus menschlicher Sicht.

LG,
Barbara mit Angel

Freddy

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Freddy » So 3. Okt 2010, 22:23

Hallo zusammen,
Uschi hat geschrieben:kam der JRT angerannt
Nein. Er kam uns relativ unauffällig und in normalem, trabenden Gang, sogar mit ( falschem?) Schwanzwedeln... entgegen. Allerdings fing er sofort und ohne "zu fragen" an, Felix abzuschnüffeln...

Felix ist gegenüber anderen Hunden, insbesondere aber Hündinen gegenüber sehr zurückhaltend und höflich und ist von ihnen noch nie ernsthaft "weggebissen" worden...das er andere Hunde zuerst anknurrt ist sehr selten.

Barica hat geschrieben:Zumeist wird die Frau "Schuld" haben. ...Schon oft genug ähnliches erlebt..


Du hast schon recht, es gibt in unserer Gesellschaft einen Mangel an Zivilcourage, leider...

Es ging mir bei meinen Beispielen um das "rüpelhafte", ungehobelte Unterschreiten der Individualdistanz, sowohl bei Menschen als auch bei Hunden.
Analog dazu wird auch bei den Hunden oft die "Schuld", wie in meinem Fall oben beschrieben, beim Falschen gesucht...

LG
Freddy

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Bettina
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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Bettina » Mo 4. Okt 2010, 08:18

Hallo Freddy,
Freddy hat geschrieben:Analog dazu wird auch bei den Hunden oft die "Schuld", wie in meinem Fall oben beschrieben, beim Falschen gesucht...
aber doch nur von demjenigen, der nicht imstande ist, das Verhalten der Hunde richtig zu deuten/interpretieren = neudeutsch zu "lesen".

Solche Leute können natürlich dafür sorgen, daß ein falsches Bild entsteht - aber ist es in unserer Gesellschaft nicht in vielen Dingen so? Dass hineininterpretiert wird, wo nichts ist, daß vorverurteilendes Schubladendenken besteht, ohne sich mal etwas näher mit den Gegebenheiten zu befassen?

Leider ein Problem unserer Zeit!

Und derjenige, der es dann zu erklären versucht, rutscht dann noch zwangsläufig in die Position sich zu rechtfertigen.

Liebe Grüße
Bettina
Das Beste am Norden....ist wieder komplett!

Carlotta und Curtis

_____________________________________________________________________________________

Für immer in unseren Herzen: Conrad und Amanda

Eddi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Eddi » Mo 4. Okt 2010, 11:49

Moin!

Tja, der "Rassel-Terrier" ist in meiner persönlichen "Unfall"-Statistik einer der führenden.
Oft genug kommen solche Rüden in ziemlich zerlegtem Zustand an. Der böse war aber der Rotti (austauschbar durch andere beißkräftige große Rassen). Bei genauerem Nachfragen, ergeben sich dann ähnliche Muster, wie von Dir beschrieben. Der Kleine, völlig asozial, unterschreitet jede Distanz und überschreitet fast alle Hunde-Begegnungs-Regeln und wird irgendwann halt vom Rotti (s.o.) in seine Schranken gewiesen. Daß der Jacky dies hin und wieder mit dem halben oder gar ganzen Leben zahlt, ist traurig, aber mE halt Pech.
Die meisten Jacky (austauschbar gg andere kleine von sich selbst eingenommene hypersexuell veranlagten Hunde)-Besitzer finden solches Verhalten völlig "normal".
Zum Beispiel eine meiner Begründungen, diese Viecher zu kastrieren. Dieses hypersexuelle und unhöfliche Verhalten ist eben nicht normal und kann sicher auch durch Erziehung oft nicht vollständig kontrolliert werden. Zumale viele dieser Besitzer eben gar nicht fähig sind, diese Tiere zu erziehen. Sehr häufig ist es eben diese Hypersexualität, die diese kleinen Dinger dazu "zwingt", sich über alles andere hinweg zu setzen. Soll kein Erziehungsersatz sein, kann aber lebenserhaltend wirken, wenn der Zwerg sich von solchem Interesse befreit, wieder "normal" annähren kann (kann!!). Äh, ich wollte damit keine neue Diskussion zum Thema Eier ja oder nein lostreten, eher nur auf einen der Hauptursachen hinweisen... :dog_wacko

Ich kenne die Situationen auch, wo Menschen meine Individualdistanz unterschreiten. Ein sehr unangenehmes Gefühl, das man erst höflich ausweichend, schließlich zur Not nur noch aggressiv verhindern kann. Ich verstehe es sehr gut, wenn Hunde sich ebenso fühlen. Kommt es bei ihrer Kommunikation doch ganz besonders auf "Wahrung der Konventionen" an.
Wenn meinen Hunden andere so kommen und meine sich nicht wehren, weil sie meist viel zu freundlich und höflich sind, dann tu ich es für sie. :dog_tongue2

LG
Eddi

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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von lutz » Mi 6. Okt 2010, 20:15

Hallo Eddi,

generell mit Hypersexualität hat das Verhalten von Jack Russell und auch Foxterriern nach meinen Erfahrungen überhaupt nichts zu tun sondern es liegt an den eben "terriermäßigem" Verhalten dieser nicht leicht zu händelnden Rassen die eben "todesmutig" keiner Auseinandersetzung aus dem Wege gehen wenn sich dafür eine Gelegenheit bietet. Dabei kennen viele dieser "Kamikaze-Kämpfer" keinerlei Respekt vor größeren Hunden. Selbst wenn diese kleinen Laufraubtiere die zum selbständigem Killen von Raubzeug gezüchtet wurden halbtot gebissen wurden und praktisch "die Luft aus ihnen rausgelassen wurde", legen sich diese sofort wieder mit größeren Hunden an sowie sie wieder halbwegs laufen können. Viele Halter sind von diesen Hunden einfach überfordert und verkennen wie schwierig diese kernigen Burschen zu erziehen sind. Hier alles auf die Sexualität abwälzen zu wollen anstatt Erziehungsmängel zu hinterfragen ist in meinen Augen nicht die Lösung.

Es tut mir ja wirklich leid aber ich habe bei dir das Gefühl dass du alle Probleme durch eine Kastration und abschneiden von Hoden zu lösen versuchst um Hunde gegen ihre Natur "kompatibel" zu machen.


Viele Grüße von lutz mit Joker
Zuletzt geändert von Anonymous am Mi 6. Okt 2010, 21:36, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Hier wurde von mir eine unsachliche Textpassage aufgrund möglicherweise geschäftsschädigender Inhalte entfernt. (Foren-Knigge Punkt 4)
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

Eddi

Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von Eddi » Mi 6. Okt 2010, 20:31

Ach was Lutz,

die einfachste Lösung ist, der Natur ihren Lauf zu lassen, Jackys gibt's wie Sand am Meer.
Wenn man diesen überkandidelten und außer von Dir unerziehbaren Dingern die Hoden nicht nehmen soll, macht der nächste Rotti natürlicherweise ein bißchen Jackyschütteln und der Keks ist gegessen.

Ich weiß nicht, was an derartigem Hundeverhalten natürlich sein soll. Und der Rotti fragt auch nicht, ob der Hund überkandidelt ist, oder sein Besitzer überfordert.
Aber da bist Du scheints kompetent bis zum Hosenbund, dann bring Du doch einfach diesen Hunden samt ihren Besitzern art- und naturgerechtes Verhalten bei.
Deine spezielle Zange hast ja für alle Fälle auch noch.....
da muß ich mich mal kurz selbst zitieren und ein bißchen was für Lutz nachlassende Sehkraft dick und farbig hervorheben
Äh, ich wollte damit keine neue Diskussion zum Thema Eier ja oder nein lostreten, eher nur auf einen der Hauptursachen hinweisen...
Eddi
gewillt löschungswürdige Kommentare zu Deinem teils unverschämten Beitrag zu geben Bild

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Re: Hund "wehrt" sich

Beitrag von lutz » Mi 6. Okt 2010, 20:41

Hallo Eddi,

ja so ist das eben wenn man so einen leichtfertigen Umgang mit dem gültigen Tirschutzgesetz bezüglich der Kastration betreibt und propagiert.
Man bekommt nicht immer das was man wollte sondern muß auch damit rechnen dass es Hundehalter gibt die sich vorbehalten solche Gesetze im Interesse der Hunde ernst zu nehmen.
Es braucht dir aber dabei kein Zacken aus der Krone zu fallen und Klartext kann ich immer gut vertragen ohne die beleidigte Leberwurst zu spielen.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

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