Weicheier

alle Fragen zur Hundeerziehung, Körpersprache, Kommunikation
Sparta

Re: Weicheier

Beitrag von Sparta » Fr 30. Sep 2011, 18:57

Hi Bettina,
Bettina hat geschrieben: wieso blöderweise? Ich entschuldige mich immer bei meinen Hunden, wenn ich ihnen versehentlich weh getan habe, aber das hast Du sicher von mir erwartet, gelle? :dog_wink

Habe ich. Auch mir tut es leid. Aber dieses renitente Biest hat noch nie eine Entschuldigung angenommen. :dog_laugh
Bettina hat geschrieben:das weisst Du doch gar nicht - probier es doch mal aus...... :dog_tongue2

Das kann ich nicht alleine entscheiden. Oliver will da bestimmt ein Wörtchen mitreden. :dog_tongue2

Gruß

Michael

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lutz
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Re: Weicheier

Beitrag von lutz » Fr 30. Sep 2011, 20:27

Hallo AT-Freunde,

bei dem Thema "Weicheier" muß man als erstes einmal zwischen einer Schmerzunempfidlichkeit und seelischer Sensibilität unterscheiden. Das sind nämlich gewaltige Unterschiede.
Ganz klar gibt es eine rassepezifische Schmerzunempfindlichkeit bei den Terriern wenn wie bei den Bullterriern, AMStaffs und Co daraufhin gezüchtet wurde um sie für Hundekämpfe einzusetzen.
Denen wird nicht umsonst nachgesagt dass man sie von hinten in Scheiben schneiden könnten wenn sie sich vorne ineinander verbissen haben.
Genau wie der Deutsche Jagdterrier im Jabdfieber seine evtuellen bereits tödlichen Verletzungen durch ein Wildschwein vollständig ignorieren kann.(mein erster Hund in der Familie als Kind).
Für den Heideterrier (Kreuzung zwischen Jagdterrier und Airedale) gilt annnähernd das gleiche.
Diese o.a. Rassen sind meist auch seelisch nicht besonders sensibel. Wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen.

Terrier allgemein gelten als wenig schmerzempfindlich im Kopf und Halsbereich, manchen sind ihre Pfoten aber heilig.

Die relative Schmerzunempfindlichkeit oder vielleicht auch nur "Tapferkeit" der Airedaleterrier wurde mir aber von allen Tierärzten die ich kenne ungefragt bestätigt. Und da kenne ich zwei die sich ganz speziell mit Airedales besonders gut auskennen. Trotzdem kann ein AT sehr sensibel reagieren wenn er sich falsch behandelt fühlt. Etwas ähnliches kann man auch von dem Rhodesian Ridgeback sagen der sehr robust so einiges an Schmerzen und Witterungsunbilden wegstecken kann aber seelisch auch ein ganz schönes Sensibelchen sein kann.
Wieweit eigenes Verhalten auf die Hunde abfärbt wage ich in Bezug auf "weicheiigkeit" nicht zu beurteilen. Andere Charaktereigenschafte des Hundehalters wie Souveränität oder Nervosität färben mit Sicherheit ab und beeinflussen den Hundecharakter. Wenn ich bei einer Tierarztbehandlung dabei sein kann lässt Joker so ziemlich alles über sich ergehen, er hasst es aber wenn man ihn in die Rückenlage zwingen will, das geht nur mit gutem Zureden von mir. Ein Beissschutz ist dann nicht nötig. In der Ti HO Hannover haben ihn damals beim Röntgen des gebrochenen Sprunggelenks 4 Leute in der richtigen Lage festgehalten und das Bein verdreht was bestimmt sehr geschmerzt hat. Joker und ich haben unsere Köpfe dabei in den großen Halskragen, den er vorher verpasst bekam, zusammengesteckt, obwohl die Ärzte immer nur sagten "Oh, Vorsicht, Vorsicht", das er nicht vor Schmerzen beißt.

Andersherum gibt es sicher aber auch eine ganze Menge sogenannter "Schoßhunde" die in jeder Beziehung richtige "Weicheier" sind und das auch bleiben werden wenn das Herrchen Präsi bei den Hells Angels ist.
Aber ein Yorkie kann z.B. auch ein richtiger Hund sein der mehr Haare auf den Zähnen hat als Herrchen und Frauchen zusammen.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

lulu

Re: Weicheier

Beitrag von lulu » Fr 30. Sep 2011, 22:48

Hallo,
der Beitrag von Lutz veranlasst mich, etwas über meine zwei AT zu schreiben.
Lucas:
Lucas ist mental ein richtiges Sensibelchen (Engel Dale). Schmerzen machen ihm nicht viel aus. So wurde er bei einer Wanderung unseres Hundevereins von einem anderen Hund aus dem toten Winkel von hinten angegriffen und in der Flanke schwer verletzt. Die anschließende Notbehandlung und weitere Behandlung hat er klaglos über sich ergehen lassen. Da er aber nicht erkannt hat, welcher Hund ihn gebissen hat, geht er nicht bzw. nur mit Zwang auf unseren Hundeplatz, wenn mehr als 3 Hunde auf dem Platz frei laufen. Wenn er mit auf den Platz muss, setzt er sich in eine Zaunecke des Platzes, so dass sein toter Winkel gesichert ist.
An anderer Stelle habe ich ja schon beschrieben, dass er durch seinen Sturz ins tiefe Wasser, jahrelang panisch reagierte, sobald eine seiner Pfote kein Grund mehr spürte.
Merlin:
Merlin ist ein derartig robustes Kerlchen, dass er uns immer wieder ins Staunen bringt.
Dass er Lucas hinterher in das tiefe Wasser unseres Teiches gesprungen ist, ohne davon beeindruckt zu sein, habe ich schon geschrieben.
Gestern hat der 15 Wochen alte Kämpfer mit seiner Nachbarin Maja, einer ca. einjährigen Cockerhündin, bis zur Flucht der Hündin gespielt.
Dabei ist er auch wieder in den Teich gefallen oder gesprungen. Maja hat ihn danach nicht aus dem Teich lassen wollen und ihn dreimal wieder beim Aussteigversuch vom Rand in den Teich gestoßen. Dann war er aber so flink, dass Maja nicht so schnell um den Teich rennen konnte und er kam an Land. Das ganze hat ihn ungefähr 20 Sekunden beeindruckt. Für diesen Kurzen Moment hat er einen gewissen Abstand zu Maja gehalten, um sich dann wieder auf sie zu stürzen.
Wir werden auf jeden Fall noch viel Spaß mit einander haben.
Herzliche Grüße von Christoph und Rudel

Sparta

Re: Weicheier

Beitrag von Sparta » Sa 1. Okt 2011, 02:33

lutz hat geschrieben: Terrier allgemein gelten als wenig schmerzempfindlich im Kopf und Halsbereich, manchen sind ihre Pfoten aber heilig.

.... Andere Charaktereigenschafte des Hundehalters wie Souveränität oder Nervosität färben mit Sicherheit ab und beeinflussen den Hundecharakter.
Das kann ich bestätigen. An den Pfoten ist Jonatan eine Mimose, aber einen dicken Schädel hat der .... :dog_ohmy Und natürlich hat auch das andere der Leine großen Einfluss. Ich gehe recht gelassen mit meinem Hund um, und so gelassen wie ich wirkt auch mein Hund anderen Hunden gegenüber. Zumindest bilde ich mir ein, dass dies nicht genetisch bedingt ist.
lutz hat geschrieben:Joker und ich haben unsere Köpfe dabei in den großen Halskragen, den er vorher verpasst bekam, zusammengesteckt, obwohl die Ärzte immer nur sagten "Oh, Vorsicht, Vorsicht", das er nicht vor Schmerzen beißt.
Versuche gerade, mir das bildlich vorzustellen. Sorry, aber .... happy_02

Gruß

vanja
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Re: Weicheier

Beitrag von vanja » Sa 1. Okt 2011, 11:46

Diese Diskussion um Weicheier oder nicht bringt in meinen Augen garnichts ;-)

Jeder der einen Hund hält hält seinen Hund für den robustesten, für den, der am meisten einstecken kann und natürlich ist das gut so :-)

Ich kenne viele Menschen mit Salukis, die felsenfest davon überzeugt sind, daß Salukis die einzigen Hunde auf der Welt sind, die Schmerzen verstecken, die Schmerzen besonders gut wegstecken und natürlich die schmerzunempfindlichsten Hunde auf der Welt sind.

Das ist natürlich natürlich. Aber sind wir denn alle neutral wenn wir über unsere Hunde reden. Wir reden doch über unsere Hunde. Die sind doch etwas Besonderes. Besonders aber auch nur, weil zufällig dieser Hund bei mir wohnt. Wäre der Nachbarhund von der gleichen Rasse, wäre er nicht so taff wie mein Hund ;-)

Das liegt doch in der Natur der Sache. Wäre mein Hund nicht so taff, wäre es nicht meiner, oder ist da jemand anderer Meinung?

Übrigens fahre ich gleich mit den tapfersten Hunden der Rasse Whippet zu einem Coursing in der Nähe von Osnabrück. Immer in der Hoffnung, daß die tapfere und taffe Hündin sich beim Lauf nichts bricht und mit heilen Pfoten wieder ins Ziel kommt. Und wenn sie sich was täte, dann wäre sie taff und würde das mit Links wegstecken.

Der Kasi hatte sich den Partellasehenabriß während eines Coursings zugezogen. Die Hasenschnur schnitt im die Sehne durch. Er wäre weiter gelaufen und hätte weiter den "Hasen" verfolgt, hätte der Hasenzieher das nicht gesehen und den Hasenzug abgebrochen.
War Kasi nun taff oder erlag er einfach nur seinem Hetztrieb?

Und da wären wir wieder beim Thema. Ich vertrete die Meinung, daß die Hunde instinktiv so handeln, evtl. ein super Verhältnis zu ihrem Besitzer haben und der Besitzer viel in seinen Hund hineininterpretiert.

Ich wünsche euch allen ein schönes langes Wochenende mit den besten Hunden der Welt :-)
Liebe Grüße Ilona und die Whippets
mit Alco, Kasi, Krabbe, Grille und Una im Herzen
________
Im Alter haben Erinnerungen denselben Stellenwert, wie in der Jugend die Träume.
Erna Behrens-Giegl
http://whippetweb.blogspot.com

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Re: Weicheier

Beitrag von lutz » Sa 1. Okt 2011, 13:09

Hallo AT-Freunde und Michael,

Um noch einmal auf Michaels Ausgangsthread bezüglich der "Leidensfähigkeit" von Hunden zurückzukommen, hier sollte Michael als guter Katholik doch eigentlich wissen dass es so etwas bei Hunden überhaupt nicht geben kann, denn: "Das katholische Dogma spricht dem Tier eine Seele kategorisch ab, also auch die "Leidensfähigkeit, also gibt es kein Erbarmen". Zitat aus "Die Sache mit dem Hund". von Heiko Gebhart und Gerd Haucke.
@ Ilona . Da bin ich aber anderer Meinung in der Diskussion ob sie was bringt oder nicht.. Ganz bestimmt gibt es rassespezifische Unterschiede im Empfinden körperlicher Schmerzen und deren Ausdrucksweise beim Hund. Tapfer aiushalten oder schon vorher losjammern. Bei uns kenne ich seit Jahren die "Bonny" als Whippet-Mädchen das jeweils ein halbes Jahr in England und das andere halbe Jahr in Deutschland lebt. Bonny ist zwar der schnellste Hund hier beim Wettrennen fängt aber schon an zu schreien wenn ein anderer Hund ihr dabei zu nahe kommt.
Bis vor kurzem hatten wir hier auch einen Saluki-Rüden der wurde niemals von der Leine gelassen machte aber einen sehr gelassenen Eindruck bis zuletzt obwohl er an einer schweren Herzkrankheit litt und schließlich mi 10 Jahren daran starb. Alle anderen Wurfgeschwister waren schon Jahre davor an einer Herzkrankheit gestorben.

Nicht jeder Hundebesitzer anderer Rassen hält seinen Hund für den "Tapfersten" es gibt genug Hundehalter die versuchen sich gegenseitig darin zu übertreffen was für eine Prinzessin auf der Erbse und empfindliches Sensibelchen sie doch zu Hause haben.
Mit Sicherheit ist ein richtiger Terrier kerniger als jeder Windhund, davon bin ich überzeugt.

Viele Grüße von lutz mit Joker
Die Beziehung zwischen einem Mann und seinem Hund ist heilig,
was die Natur vereint hat, soll keine Frau trennen.

Sparta

Re: Weicheier

Beitrag von Sparta » Sa 1. Okt 2011, 14:09

vanja hat geschrieben:Diese Diskussion um Weicheier oder nicht bringt in meinen Augen garnichts ;-)

Jeder der einen Hund hält hält seinen Hund für den robustesten, für den, der am meisten einstecken kann und natürlich ist das gut so :-)
Also ich halte meinen Hund nicht für den robustesten. So viel Objektivität sollte man aufbringen können. Man sollte seinen Hund so akzeptieren, wie er ist - mit seinen Stärken und Schwächen. Wer alles an seinem Hund toll findet, der lügt oder macht sich was vor. Den perfekten Hund, der alle Wünsche erfüllt, gibt es nicht. Wenn man sich selbst (und anderen gegenüber) ehrlich ist und seinen Hund nicht glorifiziert, dann bringt die Diskussion schon etwas.
lutz hat geschrieben:Um noch einmal auf Michaels Ausgangsthread bezüglich der "Leidensfähigkeit" von Hunden zurückzukommen, hier sollte Michael als guter Katholik doch eigentlich wissen dass es so etwas bei Hunden überhaupt nicht geben kann, denn: "Das katholische Dogma spricht dem Tier eine Seele kategorisch ab, also auch die "Leidensfähigkeit, also gibt es kein Erbarmen". Zitat aus "Die Sache mit dem Hund". von Heiko Gebhart und Gerd Haucke.
Ich interpretiere mal Deine Unterstellung "guter Katholik" (ist das nicht ein Oxymoron? :dog_ph34r ) als Ironie. Als Atheist verwende ich den Begriff nicht im theologischen Sinne. Auch in der Tierethik spielt die Leidensfähigkeit von Tieren eine nicht unerhebliche Rolle. Ohne die gäbe es keine Tierrechte.

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