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von rb_Rainer » Di 29. Apr 2008, 16:30
Liebe Airedale Terrier-Freunde,
nachdem die letzten Beiträge die Diskussion doch in Bereiche gedrängt hat, die mit dem ursprünglichen Thema nichts zu tun haben - erlaube ich mir hier eine kurze Zusammenfassung und einige Anmerkungen!
Svartberg kommt zu dem Schluss: dass bei
Show- bzw. Ausstellungslinien soziale- und nichtsoziale Furcht, bzw. Ängstlichkeit häufiger zu finden ist - dagegen aber Motivierbarkeit Aggressivität und Neugier eher seltener.
Wobei es bei Arbeitslinien einen Zusammenhang gibt mit dem Auftreten von Motivierbarkeit und Aggressivität.
Diese Ergebnisse hat Svartberg für die Schwedische Hundepopulation ermittelt und bewiesen - auf objektiver Basis.
Er merkt an, dass es den Anschein hat, dass schnelle Veränderungen dieser Charakterzüge innerhalb weniger Generationen möglich sind und wie wichtig es bei der Zuchtauswahl ist das Verhalten zu berücksichtigen.
Er meint, dass es für die Zucht von Arbeitslinien jeden Typs gilt, aber vermutlich noch wichtiger ist für die Zucht von „Schoßhunden“ (hier meint er den normalen Haus- und Familienhund) in Bezug auf Angst und Unsicherheit.
Auch wenn mir hier immer wieder unterstellt wird, dass ich eine Lanze für die Leistungszüchter breche, dann sagt doch hier Svartberg, dass die Züchter von Haus- und Familienhunden einen Verhaltenstest dringlicher brauchen als die Züchter von Gebrauchs- und Sporthunden.
Einige User haben hier ihre persönlichen z.T. konträren Meinungen zum Besten gegeben – diese persönlichen Ansichten sind aber rein subjektiv, noch dazu von eigenen Interessen beeinflusst und haben somit keine objektivierbare Aussagekraft. Der Beweis wird dann auch gleich geliefert wenn eine Userin erzählt, dass sie bisher nur ängstliche Hunde aus Leistungslinien im Ring gesehen hat und nicht aus Schönheitslinien. Widerspricht man dieser Äußerung, weil man in ihrem Beisein es gerade anders erlebt hat, dann wird dies negiert, weil es ein Hund aus der Jugendklasse (obwohl die anderen Hunde in der Jugendklasse dieses jämmerliche Verhalten nicht gezeigt haben) war und das kann man nicht werten usw. – man hat dann wahnsinnig viele Ausreden, weil man es nicht wahr haben will und auch nicht erkennt, dass dieses Tier auch als erwachsener Hund nichtmehr aufgetaucht ist.
Die Spinnendiagramme von Sundgren informieren nicht nur darüber, dass die Verhaltensweisen Kontaktaufnahme, Spiel, Jagd mit Greifen, Interesse, Neugierde, Aktivität, Schuss, Angst, und Drohung vererbbar sind, sondern zeigen auch, dass es Unterschiede zwischen den Rassen und auch innerhalb der Rasse „Schäferhund“ gibt. Auch hier wieder objektive Daten und keine subjektiven Mutmaßungen, oder Momentaufnahmen.
Dass was Sundgren hier gezeigt hat ist reine Vererbung und hat mit Prägung in erster Linie nichts zu tun – natürlich wird eine optimale Prägung einen zusätzlichen äußerst positiven Beitrag liefern.
Dass in Sundgrens Untersuchungen für den Beweis, dass sich o.g. Verhaltensweisen von den Eltern auf die Nachkommen vererben nur Rüden (mit min 50 Nachkommen) genommen wurden und keine Hündinnen, wurde ausreichend erklärt – solche statistischen Größen, muss man einfach akzeptieren – wer das nicht tut, der hat sicherlich mit Grundlagen von wissenschaftlichen Studien nichts am Hut (ist ja auch nicht schlimm). Da es biologisch keinen Hinweis gibt, dass nur Väter Verhalten vererben, sollte man sicherlich bei der Auswahl der Zuchthündin genauso sorgfältig sein.
Warum wird hier immer wieder versucht den Schweizer Wesenstest mit dem Schwedischen Mentaltest in einen Topf zu werfen – die Studien haben mit dem Schweizer Test nichts zu tun.
Ich bin es eigentlich leid immer wieder solche Behauptungen klarzustellen. Ich bezweifle, dass die Person beide Tests gesehen und verstanden hat – selbst die Beschreibungen die man im Internet findet zeigen den Unterschied. Der schwedische Mentaltest ist standardisiert und der Schweizer Test nicht – das ist nur der Hauptunterschied. Eine ausführliche Erklärung gehört nicht zum Thema (Max Ernst hatte den Schweizer Test in Nürnberg vorgestellt - hier hatte man die Chance sich zu informieren!).
Wenn dann noch ein User anmerkt, dass ich den schwedischen Mentaltest dazu missbrauche, um auf, aus meiner Sicht, gravierende Unterschiede innerhalb der verschiedenen Linien hinzuweisen. Dann frage ich mich ernsthaft, ob diese Person begriffen hat, dass es Svartbergs Arbeit war, die diese Unterschiede aufgezeigt und bewiesen hat – wie will man eine Sache missbrauchen, wenn dafür harte Daten vorliegen (ich glaube, dass die Besitzerin und Züchterin von Frisbee dem Wort „Missbrauch“ eine andere Bedeutung zukommen lassen).
Ich habe auch nicht gesagt, dass man Hunde aus Leistungslinien und Schönheitslinien nicht miteinander verpaaren kann – natürlich geht das (diese Tiere haben den gleichen Chromosomensatz)! In den letzten Jahren haben gerade 2 Schönheitszüchter mehrfach gezeigt, dass man sehr gute Leistungsrüden (aus reinen Leistungslinien) durchaus äußerst erfolgreich mit Hündinnen aus reinen Schönheitslinien verpaaren kann. Warum haben sie das wohl gemacht?
Und wenn ein User zum hunderttausendsten Mal behauptet, dass er mit seinem Rüden sehr „happy“ ist, dann freue ich mich natürlich mit ihm – auch wenn dies wiederum nicht zum eigentlichen Thema gehört und mit dem Thema auch gar nichts zu tun hat. Für den Besitzer ist es sicherlich schön und wichtig, aber für die Population hat es null Aussagekraft.
Auch wird hier immer und immer wieder erwähnt, wie wichtig doch die eigenen Erfahrungen sind und dass sie durch nichts zu ersetzen sind. Diese Selbst- und zum Teil Fremd-Glorifizierung dient meist nur der Befriedigung des eigenen „Egos“ und bringt die Population leider keinen Schritt weiter – im Gegenteil. Jeder Mensch mit einer einigermaßen „Intellektuellen Ausstattung“ erkennt sehr schnell, dass er im Leben nicht alles selbst erfahren kann - und auch nicht muss. Wer von uns muss schon selbst erfahren, dass, wenn er mit dem Auto mit 150 km/h gegen einen Brückenpfeiler fährt, er dann tot ist – diese Erfahrung haben leider andere schon vor uns gemacht und wir lernen aus diesen Erfahrungen.
Wir Menschen können lesen und schreiben und damit können wir unsere Erfahrung nicht nur anderen weitergeben, sondern vor allem die Erfahrungen vieler anderer Menschen nutzen – wir müssen also die Fehler anderer nicht selbst machen – können aber umgekehrt die positiven (und auch negativen) Erfahrungen nutzen. Auch hier könnten wir die Erkenntnisse von Svartberg und Sundgren und den schwedischen Mentaltest nutzen - nicht nur für die Züchter als Hilfestellung, sondern den zukünftigen neuen Hundebesitzer ein Medium an die Hand geben, das es ihm erleichtert, den für sich persönlich optimalen Airedale zu finden, sei es nun aus einer Leistungs- oder Schönheits- oder aus einer anderen „sonstwas“ Zuchtrichtung. Denn der schwedische Mentaltes wertet nicht das Ergebnis, sondern beschreibt nur und Robert Jönsson („Richter“ für den Mentaltest und mehrfacher Teilnehmer der WUSV-Weltmeisterschaft) hat zum Thema „Wertung“ sinngemäß folgendes gesagt, als er den Test in Deutschland vorstellte: Sie finden, dass meine Führhunde eine schwache Mentalität haben (kein Jagd- und Schutztrieb), und wollen keinen haben. Aber für einen sehbehinderten Menschen ist er ein Lebensgefährte und ein unglaubliches Hilfsmittel. Und genau das ist es – eine objektiv sachliche, der Wahrheit entsprechenden Information, was der Welpenkäufer erwarten kann.
Wenn hier nun wieder jemand sagt, dass er das nicht braucht, dass er voll und ganz zufrieden ist, wie der Airedale Terrier sich gibt, dann hat er nicht nur aus seinen eigenen Erfahrungen nichts lernen wollen, sondern ist auch nicht bereit objektive Erkenntnisse anzunehmen – eigentlich ein armer Mensch der in seiner „heilen kleinen Welt“ (die er sich natürlich durch niemanden kaputtmachen lässt) den Airedale Terrier einfach so redet, wie er ihn in seiner Vorstellung gerne hätte – auch ein Weg um glücklich zu sein.
[Dieser Beitrag wurde am 29.04.2008 - 16:29 von Rainer aktualisiert]