Beim lesen Taschentücher bereithalten!!

Antworten
rb_Edith
Benutzer
Beiträge: 114
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Beim lesen Taschentücher bereithalten!!

Beitrag von rb_Edith » Di 17. Apr 2007, 09:11


Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen


Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein


Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so


manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester


Freund. Immer wenn ich "böse" war, erhobst Du Deinen Finger


und fragtest mich "Wie konntest Du nur?" - aber dann gabst Du


nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu


kraulen.


Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als


erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen


bekamen wir das in den Griff. Ich erinnere mich an jene


Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir


Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte,


das Leben könnte nicht schöner sein. Gemeinsam machten wir


lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto,


holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiscreme


ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste


stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche


Rückkehr wartete.


Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner


Karriere zu verbringen - und auch damit, Dir einen


menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf


Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen


hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen


und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du


Dich verliebtest. Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" -


trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine


Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr. Ich war glücklich, weil


Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabies, und ich


teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer


rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern.


Nur dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen


wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem


anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte


auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der


Liebe".



Als sie aber grösser waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten


sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen


Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten


meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles


an ihnen und ihre Berührung - denn Deine Berührung war jetzt


so selten geworden - und ich hätte sie mit meinem Leben


verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre.


Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und


Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines


Wagens in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du


auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus


der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den


letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das


Thema gewechselt. Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur


einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir


zum Dorn im Auge.


.............


Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen


Stadt, und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der


Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für


"Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da


war ich Deine einzige Familie.


............


Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir amTierheim ankamen.


Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit.


Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiss, Sie werden


ein gutes Zuhause für sie finden". Mit einem Achselzucken


warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was


einen Hund oder eine Katze in "mittleren" Jahren erwartet - auch mit


"Stammbaum". Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom


Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa, bitte! Sie dürfen


mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Und ich machte mir Sorgen um


ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht


hattest: über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und


Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied


hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und


höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet. Du hattest


einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen.


................


Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du


hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem


bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein


gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und


fragten "Wie konntest Du nur?"


................


Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht.


Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit


schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans


Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung,


das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass


all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei... oder ich


hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir


hätte und mich retten könnte. Als ich einsah, dass ich nichts


aufzubieten hatte gegen das vergnügte


Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos


gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne


Ecke zurück und wartete.


................


Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich


zu holen, und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu


einem abgelegenen Raum. Ein angenehm ruhiger Raum. Sie hob


mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es


sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was


jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl


der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit


abgelaufen. Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie


besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte


ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte.




Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an,


während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre


Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen


Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel


in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie


die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich


schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen


und flüsterte "Wie konntest Du nur?"


................


Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es


tut mir ja so leid". Sie


umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre


Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald an einem besseren Ort


wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt


werden könnte oder auf mich alleine gestellt wäre - einem Ort


der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser


irdische Ort. Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr


mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass


mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr galt. Du warst es, mein


geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an


Dich denken und auf Dich warten.


.........


Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.


Quelle Internet



Echte Hundefreunde haben immer ein Lächeln auf dem Gesicht. :-)

E.H.

rb_AndreaV
Benutzer
Beiträge: 121
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Beim lesen Taschentücher bereithalten!!

Beitrag von rb_AndreaV » Di 17. Apr 2007, 09:24


Liebe Edith,


ich habe das Gedicht schon ein paarmal im Netz gelesen und bin immer wieder traurig, nicht wegen des Schlusses, sondern weil es ja heutzutage wirklich so oft vorkommt. Da wird sich schnell ein Hund angeschafft und ein halbes Jahr später merkt man, viel Arbeit, viele Kosten oder "Oh Gott so ein Hund kann ja bellen".

Eingeschläfert werden die Hunde ja bei uns denke ich nicht, aber es ist sicherlich für sie nicht schön länger im Tierheim zu sitzen.


Traurige Grüsse


AndreaV



Was uns mit Hunden so verbindet,ist nicht ihre Treue , ihr Charme oder was es sonst sein mag, sondern die Tatsache, daß sie nichts an uns auszusetzen haben.

rb_Max
Benutzer
Beiträge: 31
Registriert: Mi 16. Dez 2009, 01:00

Beim lesen Taschentücher bereithalten!!

Beitrag von rb_Max » Mi 18. Apr 2007, 15:19


Hallo!


Solche Dinge machen mich immer unendlich traurig. Leider ist dies allzu oft Realität.


Am liebsten lese ich so was erst gar nicht, da mich das dann wochenlang nicht mehr los lässt.


Schade, dass es keinen weinenden Smiley gibt, sonst hätte ich den hier hin geschrieben.


Grüße

Susanne


Antworten

Zurück zu „Plauder-Ecke“