Hallo Lutz,
theoretisch sind wir doch gar nicht soweit von einander entfernt, jeder möchte einen Airedale, der so ist, wie er im Rassestandard steht ( ja auch das ist das Idealbild, eines perfekten Hundes, den es im realen Leben so nicht gibt) und der ist eben mutig, manchmal frech, aber nie ängstlich, ein Terrier eben. Die "Mannarbeit" hat doch nix mit Aggression gegen Menschen zu tun, das war früher vielleicht so, heute ist es ein Beutespiel nicht mehr und nicht weniger, bei dem die Schwächen des Hundes im Wesen offen gelegt werden sollen ( mangelnder Mut, Ängstlichkeit, Abhänigigkeit vom Hundeführer usw), das ist doch nichts Negatives, ganz im Gegenteil es läßt im Hinblick auf die Zucht und damit für den "Endverbraucher" ganz andere Selektionsmaßstäbe zu. Und Selektion ist eben in der Zucht sehr wichtig, um gewisse Eigenschaften zu erhalten und zu festigen, bzw. Unerwünschte wieder zu verdrängen. Heute wird zum Beispiel in der Begleithundeprüfung schon lange nicht mehr geschossen, weil die PO für die Agility & THS Leute angepasst wurde, die oftmals Hunde führen, die eben geräuschempfindlich sind. Auch beim AT ist Geräuschempfindlichkeit höchst unerwünscht, deshalb ja auch Klatsche oder Schuss bei der ZZP, hab ich jetzt eine Hündin, von der ich weiß, das sie dort Probleme hat, bring ich die vielleicht einmal durch die ZZP, trotzdem bleibt das Problem, also würde ich mich nach einem Rüden umsehen, der genau diesen Mangel nicht hat und Hunde die mehrfach die IPO 3 haben, haben eben auch dort mehrfach bewiesen, das Geräusche für sie kein Problem darstellen. Das Gleiche ist beim Mut...Führigkeit ect, der Fall. Das heißt nicht, das die normalen "Familienhunde" nicht diese Anlagen haben können, ich kenne genügend Hunde ohne Prüfung, die ein sehr gutes Wesen haben und auch durchaus eine IPO machen könnten, wenn die Besitzer drauf Lust hätten. Möchte ich als Züchter gern selbstsichere Hunde, die sich von Umwelteinflüssen nicht beeinflussen lassen, also umweltsicher sind und das sollten eben auch Familienhunde sein, so muss ich jeden einzelnen potentiellen Deckrüden "testen", denn natürlich findet jede "Eule ihre Kücken " schön ( wäre ja auch schlimm, wenn nicht!!!) und so ist man oft betriebsblind für die Fehler der eigenen Hunde, sieht dafür aber übergenau bei denen der Konkurrenz hin, das ist absolut menschlich. Und insoweit läßt sich durchaus die IPO zum Einschränken und Erkennen von Schwächen und Stärken heranziehen und ist ein Hilfsmittel in der Zucht von Gebrauchshunden, denn da wird ja eben nicht nur die Abtl. C bewertet, die zwar wesenstechnisch den größten ungeschminkten Einblick in das Wesen des Hundes zu läßt, sondern eben auch Nasenveranlagung, Führigkeit, Temperament, selbstständiges Arbeiten, Spiel- und Beutetrieb usw. Und er hat bewiesen, das er in der Lage ist etwas zu lernen, der Hund muss bindungsfähig sein und bereit sein mit seinem HF zu kooperieren, alles Eigenschaften die auch für den Familienhund höchst erstrebenswert sind, weil solche Hunde stressfrei zu handeln sind und zu erziehen sind.
Wenn ein Hund heutzutage schön handsome und weichgespült ist ( ich hätte nicht gedacht, daß ausgerechnet Dir so etwas gefällt), dann ist das grundsätzlich okay, problematisch wird so etwas dann, wenn aus handsome, wegen fehlender Selektion, irgendwann Ängstlichkeit wird, denn kippt die unterwürfige Neutralität in diese Richtung, also sind die Hunde eher rechts gelagert, kommt es verstärkt zu Angstaggression ( übrigens mit 98% aller Beissunfälle die Hauptursache ) und genau da wird es dann wirklich für die Umwelt gefährlich. In 2013 waren nur 0,06 % Schutzhunde an den Beissunfällen beteiligt....die anderen 99,94 % waren die netten Familienhunde.
Es geht doch bei der Zucht nicht um das Einzeltier, sondern immer um die Population. Beispiel Gesundheit: hat z.B. der Familienhund XYZ eine Schilddrüsenunterfkt, so kann er mit Tabletten ein wunderbares Leben führen ohne viel Probleme, hat aber 30% der Population ein Problem damit, dann wird es zur Bedrohung der Rasse. Es geht doch grundsätzlich um die Selektion in der Zucht und die Erhaltung des typischen Airedale-Charakters. Wenn ich einen handsome Hund will, dann kauf ich mir einen Labradoodel oder irgendeinen anderen Modehund und mal ehrlich, muss denn immer alles angepaßt werden? Es gibt über 2000 Hunderassen, wieso muss man sich dann an einer der 8 übriggebliebenen Gebrauchshunderassen vergreifen, um die auch noch dahin zu züchten, wo die anderen schon sind? Oder gehts wieder nur um die Optik? oder ums Geld? Must have? Ich hab keine Ahnung. Ich persönlich brauche keinen weichgespülten Must-have Hund, ich möchte einen unerschrockenen, lustigen, durchaus frechen, aber im Grunde gutmütigen Charakterhund und ich genieße Vari im IPO Sport, denn da haben wir beide richtig Spaß. Why not? Ich denke ich kenne jeden " Abgrund ihrer Seele" und kann diesen Hund sehr gut einschätzen, nicht zu Letzt wegen dem IPO Sport, denn da sehe ich auch Stärken und Schwächen, die man sonst nie offenlegen würde.
Und eigentlich müßte jeder Endverbraucher wirklich ein großes Interesse daran haben, daß er bei Welpenpreisen bis zu 1600€ auch wirkliche Qualität "geliefert" bekommt. Wenn ich mir eine Levis kaufe, will ich auch die Qualität von Levis haben und nicht eine KIK Hose mit einem Levis-Label, ob ich die dann wirklich zum Bullreiten anziehe oder nur zum Kaffeetrinken in der Stadt anhabe, ist ne andere Frage, aber können muss man es können. Immer nach dem Motto: " Mir glangt das i weiß das i kannt wenn i woll`n tät"
LG Bine
PS: die Diensthundehaltenen Behörden machen deshalb nicht nur eine Ankaufsuntersuchung, sondern auch Wesenstest..... und das der AT in die "Kampfhundszene" abgleitet, glaub ich nie nicht, dazu sind sie von der Optik schon nicht geeignet